Flüchtlingskind im Westen Aleppos

„Am Donnerstag habe ich ein Flüchtlingscamp besucht, in dem allein 25.000 Menschen aus dem Ostteil Aleppos untergebracht sind. Ich konnte mit den Menschen reden. Sie sagten, dass sie froh seien, der Hölle Ost-Aleppos entflohen zu sein. Eine Familie erzählte mir, dass in der letzten Zeit fünf Brote für drei Tage reichen mussten – einer achtköpfigen Familie. Ost-Aleppo ist einer der schrecklichsten Orte der Welt! Die Rebellenkämpfer mit ihren Familien harren aus und hoffen, dass sie die Region von Idlib erreichen können“, berichtet der evangelische Pfarrer Ibrahim Nseir aus Aleppo heute.

„Die Situation ist angespannt. Immer noch werden auch Raketen auf den Westteil Aleppos abgeschossen. In der vergangenen Nacht schlug eine Rakete sehr nah an der Schule „Aleppo College for Boys“ ein, die zur evangelischen Kirche gehört.“ Nseir berichtet, dass die Rebellen über Raketen verfügen, die bis an die 20 Kilometer Reichweite haben. „Um sicher leben zu können in Aleppo muss verhindert werden, dass diese Raketen weiter abgeschossen werden!“ Und er fährt fort: „Es wird schwer sein, dass die Menschen hier wieder hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Der Krieg ist nicht vorbei, wenn die Rebellen Aleppo verlassen. Wovon sollen die Menschen leben? Sie brauchen Arbeit und eine ökonomische Basis. Derzeit leben viele von den Hilfslieferungen, die über Kirchen und Moscheen verteilt werden.“

Auf die Frage, was seine Botschaft zu Weihnachten in diesem Jahr sein wird, antwortet Pfarrer Nseir: „Gott ist nicht auf der Seite der Finsternis! Wir suchen nach Hoffnung und Licht. Deshalb müssen wir Versöhnung leben und uns für alle Menschen in der Stadt einsetzen, um Frieden Raum zu geben. Weihnachten ist deshalb zutiefst ein Fest der Solidarität mit allen Menschen. Wir wollen der wahren Weihnacht hier in Aleppo mitten im Krieg Raum geben: Frieden auf Erden!“ Er schließt das Gespräch mit der dringenden Bitte: „Betet für uns! Vergesst uns nicht!“