Pfarrer Haroutune Selimian lebt im von Regierungstruppen gehaltenen Westteil der Stadt Aleppo. Nicht nur im von Rebellen gehaltenen Osten der Stadt fallen Bomben, auch im Westteil leiden und sterben die Menschen. In einem Brief vom 6. November 2016 schildert Haroutune Selimian, was er erlebt: „Seit April dieses Jahres geht Aleppo durch die Hölle und es scheint immer schlimmer zu werden. Während ich diesen Brief schreibe, fallen ohne Unterbrechung Granaten in Wohngebiete, wo es nicht eine einzige Waffe gibt, die auf dem Ostteil der Stadt gerichtet ist. Das ist nicht erst seit heute so. Wir hatten schon zu viele Beerdigungen und wir haben schon zu viele Menschen verloren und fliehen sehen. Vor fünf Tagen hat das Granatenfeuer nicht für eine einzige Minute aufgehört. Wir haben die Schüler unserer Schulen nach Hause geschickt, weil auch die Schulen Zielscheibe waren. Mit Hilfe der Regierungen des Westen erhalten die ‚Anti-Regierungstruppen‘ immer modernere Waffen, obwohl ihr Gebiet unter Belagerung steht. Wie kann das sein? Die aktuellsten Entwicklungen: Die Syrische Armee und Rebellengruppen haben sich am Sonntag schwere Kämpfe im Westteil Aleppos geliefert. 38 Zivilisten starben in zwei Tagen andauerndem Granatenfeuer im Westteil Aleppos, darunter 14 Kinder. 250 Zivilisten im Westteil Aleppos wurden in einem schweren, seit Freitagmorgen andauernden Bombardement durch Anti-Regierungstruppen zum Teil schwer verwundet. Dieses Trommelfeuer ist Teil einer Offensive der Rebellen, mit der die Belagerung des Ostteils Aleppos, wo noch immer 250.000 Zivilisten leben, durchbrochen werden soll. […] Schätzungsweise 1.500 Kämpfer sind seit Freitag an dieser Offensive von Seiten der Rebellen beteiligt: Rebellen aus Aleppo, Verstärkungstruppen aus der der Provinz Idlib, unter ihnen auch Kämpfer der islamistischen Fateh al-Sham Front, vormals Al-Nusra-Front, die ihren Namen geändert hat, nachdem sie ihre Verbindungen zu Al-Qaida unterbrochen hat. […] Wir warten darauf, dass die Welt endlich aufschreit – nach Frieden schreit für den Nahen Osten.“