LWB-Generalsekretär Dr. Martin Junge

„Ihr seid das Salz der Erde!“ – so lautete das Motto der Christliche Begegnungstage in Budapest vom 7. – 10. Juli 2016. Über 3.000 Teilnehmende aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Österreich, Rumänien, der Ukraine, Rußland, Weißrussland und Deutschland trafen sich, um gemeinsam zu hören, zu diskutieren und zu feiern. Wie können wir gemeinsam „Salz der Erde“ in einem Europa sein, das ein gemeinsames Zeugnis braucht? So war auch deutlich in einem Podium, das das GAW veranstaltete unter dem Motto „Halten nur noch die Kirchen Europa zusammen?“, dass Kirchen Salz sind, wenn sie ihre Verschiedenheiten aushalten, zusammenbleiben und sich gemeinsam auf die Botschaft des für uns gekreuzigten und auferstandenen Christus hören. Er einigt uns und lehrt uns Konflikte in versöhnter Verschiedenheit auszuhalten. 

Der Bischof der EKBO Markus Dröge betonte in einem Forumsgespräch, dass es die zentrale Aufgabe der Kirchen sei, die ängstlichen Sorgen mit der Botschaft des Evangeliums zu überwinden und wieder eine hoffnungsvolle Grundhaltung zu vermitteln. „Wir brauchen keine Angst vor der Zukunft, keine Angst vor neuen Herausforderungen und auch keine Angst vor Überfremdung durch die Flüchtlinge zu haben, wenn wir im Glauben gefestigt sind.“ Aus den Ängsten entstehe „eine aggressive Stimmung, menschenverachtende Parolen werden wieder gesellschaftsfähig.“ Viele wollten sich lieber abschotten, anstatt die Herausforderungen einer religiös und kulturell pluralen Gesellschaft anzunehmen. Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Martin Junge, lud in seinem Grußwort die Teilnehmenden ein,  mutig die Gnade Gottes zu verkündigen, als Gegenmittel gegen die in der heutigen Welt herrschende Gnadenlosigkeit. Die Gnade allein hat die Kraft, die Gnadenlosigkeit einzugrenzen. Und in einem Podiumsgespräch wies er eindringlich darauf hin, dass wir von der Gnadenbotschaft ausgehend die Würde aller Menschen achten müssen. „Flüchtlinge haben häufig alles verloren. Sie verlieren aber nie ihre Menschenrechte!“ Und im Blick auf die Grenzschließungen in Europa fragte er: „Wie lebenswert ist das Leben für diejenigen hinter befestigten Mauern, wenn es außerhalb dieser Mauern für den Einen oder die Eine kein Leben gibt?

Am Pult: Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm

Ein weiterer Höhepunkt war dann ein Dialog zwischen dem Ratsvorsitzenden der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und dem ungarischen Minister und reformierten Pfarrer Zoltan Balog. Hier wurde noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, miteinander im Gespräch zu bleiben, sich gegenseitig seine Geschichten und Erfahrungen zu erzählen und aufeinander zu hören. Eindringlich warb Bedford-Strohm für eine Ethik der Empathie. „Wenn Kirchen sich für Flüchtlinge engagieren, ist das nicht die Phantasie weltfremder Sozialreformer. Es ist vielmehr ein grundlegendes Charakteristikum des Glaubens. Die damit verbundene Ethik der Empathie, die uns dazu bewegt, uns zu engagieren ist tief in unserer Glaubenstradition gegründet. Ein Gott, der in seinem Sohn am Kreuz den Tod eines Folteropfers selbst erfährt, leidet mit den Opfern von Unrecht und Gewalt heute,“ so Bedford-Strohm.

Im Abschlußgottesdienst predigte Bischof Tamas Fabiny eindrücklich über die Worte Salz der Erde und Licht der Welt aus dem Matthäusevangelium und nahm Bezug auf die Glaubensgeschichte verfolgter Protestanten, die trotz Bedrohung an der Botschaft der befreienden Gnade festhielten und so ihr Licht leuchten ließen, das von Gott ist.

In vier Jahren im Juli 2020 lädt die Evangelische Kirche a. und H.B. nach Graz ein.