Der lutherische brasilainische

Kirchenpräsident Dr. Nestor Friedrich

Reformatorische Prozesse haben etwas Widerständiges. Sie entstehen nur im Dialog. Dabei geht es nicht darum, sich durchzusetzen, mit Worten und Argumenten zu brillieren und die eigene Meinung durchzubringen, sondern es geht um einen Gewinn für alle Beteiligten durch neue Einsichten und Erkenntnisse. Diese entstehen nur im Miteinander – nie im Gegeneinander.

Man muss fragen, ob unsere aktuelle Zeit eine dialogferne Zeit ist. Der lutherische brasilianische Kirchenpräsident Nestor Friedrich hat in einer Predigt die Schriftstellerin, Reporterin und Dokumentaristin Eliane Brumm zitiert, die feststellt, dass die heutigen Auseinandersetzungen in Brasilien in Wahrheit keine Auseinandersetzungen sind „zwischen Rechts und Links, Expansionisten und Ökologen, Regierenden und Opponenten, Machos und Feminismus-Vertretende“. Dies, so Brumm, ist eine Verminderung. „Die heutigen Auseinandersetzungen sind tiefgreifender und dramatischer: zwischen Denkenden und Nicht-Denkenden“. Und sie setzt hinzu: „In einem Land der Anti-Politik und allgemeiner Anti-Erziehung wie Brasilien ist es notwendig, dass etwas unternommen wird. (…) Dialog ist ein Widerstandsakt.“ 

Reformatorische Prozesse wollen zum Nachdenken, zum Argumentieren, zum Dialog einladen und sie widersetzen sich dem, dass es nur eine Wahrheit gibt. Diese gehört sowieso nur Jesus Christus. Hier ist Kirche gefragt. Es geht darum, dialogfähig zu werden, aufeinander zu hören – aber immer von dem einen Fundament aus: Jesus Christus. Das ist widerständig!