Bischof Samiec

„Drei Viertel der Kirchen der Reformation in aller Welt ordinieren heute Frauen in das Pfarramt und respektieren sie im Amt der Bischöfin. … Das ist nicht Anpassung an den Zeitgeist, sondern Umsetzung lutherischer Tauftheologie. Martin Luther hat erklärt, dass jeder Mensch, der „aus der Taufe gekrochen ist“ Priester, Bischof und Papst sei. Es hat dann ein paar Jahrhunderte gedauert…, dass unsere reformatorischen Kirchen entdeckten: Frauen sind ja auch getauft. Also können sie all das sein…. Für mich ist die Frauenordination eine nota ecclesiae der reformatorischen Kirche heute – und auch in Polen wird sie bald Realität sein, davon bin ich überzeugt,“ so schreibt Margot Käßmann im Vorwort der Broschüre „Gemeinsam in Christus – Gemeinsam in der Kirche“ zur 4. Deutsch-polnischen Theologinnentagung, die im April 2015 in Stettin stattfand. Ziel war es auch, Theologinnen in Polen und die Evangelische Kirche A.B. in Polen auf ihrem Weg zu unterstützen, Frauen den Weg ins ordinierte Amt zu ermöglichen. Laut Verfassung der Kirche ist das nicht möglich. „Seit über 50 Jahren diskutieren wir darüber und ringen darum, diesen Passus aus der Verfassung zu streichen“, sagt Anna Wrzesińska, zuständig im Bischofsbüro für diese wichtige Thematik. Auf der Synode der Kirche soll am 2. April erneut darüber abgestimmt werden. Dafür ist eine 2/3 Mehrheit nötig. „Ich bleibe Optimist, dass uns das gelingen wird,“ sagt Bischof Samiec, der die gleichberechtigte Frauenordination befürwortet. „Im Grunde gibt es sie schon, denn es gibt Frauen, die als ordinierte Diakoninen lutherische Gemeinden leiten.“ Er betont, dass es theologisch keine Gründe gegen die Frauenordination gibt. Zugleich erwähnt er, dass die Kirche in naher Zukunft den Dienst der Frauen braucht. In spätestens 15 Jahren wird eine größere Anzahl von Pfarrern pensioniert. „Wer soll dann die Gemeinden geistlich versorgen?“ fragt er zurecht. Er ist sich bewusst: „Wir brauchen den gleichberechtigten Dienst von Frauen und Männern in der Kirche!“ Zugleich ist er sich bewusst, dass es nicht einfach wird, die notwendige Mehrheit für die Verfassungsänderung der Kirche zu bekommen. Egal wie die Abstimmung ausgehen wird: Auch nach der Entscheidung gilt es, die Kirche zusammen zu halten, die je nach Ausgang der Wahl Enttäuschten im Blick zu behalten und darüber hinaus Zeugnis als evangelische Kirche für ein gerechteres Miteinander in der polnischen Gesellschaft zu geben.

Um den Diskussionsprozeß zu gestalten hat die Kirche eine gesonderte Homepage zu diesem Thema zusammengestellt: http://ordynacjakobiet.pl/ 

Als GAW beten und hoffen wir, dass es diesmal gelingen möge, Frauen den Dienst in das Pfarramt zu ermöglichen.