Wanda Falk bei einem Vortrag im Januar 2016 über die Rolle

der Diakonie in der polnischen Gesellschaft

„Die Zielgruppen der diakonischen Arbeit in Polen sind insbesondere Kinder, Jugendliche und ihre Familien, Menschen mit Behinderungen und Senioren und kranke Menschen. Hier stellen wir uns als Diakonie den Herausforderungen der polnischen Gesellschaft. Und je nach Region sind die Anforderungen unterschiedlich. Es gibt Regionen mit einer sehr hohen Arbeitslosigkeit und dann auch entsprechenden Problemen durch Arbeitsmigration, verlassene Kinder, Gewalt in Familien, Verrohung des Umgangs usw.,“ berichtet Wanda Falk, Direktorin der Diakonie der Evangelischen Kirche A.B. in Polen.

Auch die Herausforderung der Flüchtlingskrise in Europa liegt im Fokus der Diakonie in Polen. Allerdings hat die neugewählte polnische Regierung deutlich gemacht, dass sie nicht gewillt ist, ein bestimmtes Kontingent an Flüchtlingen im Land aufzunehmen. Flüchtlinge, die derzeit in Polen Asyl suchen, stammen vornehmlich aus dem Osten – Ukrainer, aber auch Menschen aus anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion.

Die meisten Polen bekommen die Flüchtlinge nicht zu Gesicht – die Mehrheit der Aufnahmezentren befindet sich abgelegen in ehemaligen Kasernen oder einstigen Arbeitererholungsheimen. Legal arbeiten dürfen die Flüchtlinge nur, wenn ihr Asylantrag bewilligt wurde. Nichtregierungsorganisationen klagen über fehlende Integrationshilfen gerade in der Zeit des Wartens auf die Entscheidung. In der polnischen Gesellschaft, die als relativ homogen gilt und bislang wenig Erfahrung mit „Fremden“ gemacht hat, gibt es viele Vorbehalte: In einer im Juli 2015 veröffentlichten Meinungsumfrage gaben 70 Prozent der Befragten an, sie wollten keine Flüchtlinge aus muslimischen oder afrikanischen Ländern in Polen.

Die lutherische Kirche in Polen ist letztlich auch ein Spiegelbild der Gesellschaft. Wanda Falk betont, dass die Kirche sich dennoch leiten lassen will von der Forderung des Evangeliums, Fremde aufzunehmen und sie zu integrieren. Deshalb wird demnächst eine Delegation der Kirchenleitung mit der polnischen Diakonie zusammen einen Informationsbesuch in Berlin machen, um sich an den in Deutschland gemachten Erfahrungen zu orientieren. „Letztlich müssen wir vorbereitet sein auf Flüchtlinge, die kommen. Das wollen wir!“, betont Wanda Falk.

.