Tres Passos, übersetzt „Drei Schritte“, heißt die Parochie
ganz im Norden der Nordwestsynode der Evangelischen Kirche Lutherischen
Bekenntnisses in Brasilien (EKLBB) im südlichen Bundesstaat Rio Grande do Sul.
Aber sie ist weiter weg als drei Schritte. Unsere Anfahrt von Tres de Mayo
zusammen mit Pastor Elói Neuhaus, der für die OGA (Obra Gustavo Adolfo)  in dieser Synode verantwortlichen ist, dauert
fast zwei Stunden. In Tres Passos steigt Diakonin Cátia Patrícia Berner zu. Sie
ist als Diakonin eingesegnet, hat aber in São Leopoldo Theologie studiert und
versieht den Dienst einer Pfarrerin.

Unser Ziel ist die Gemeinde Linha Floresta (Waldlinie). Der
Weg führt über die rote Erdstraße. Auf den Feldern wachsen Soja, Mais, Tabak
und Weizen.

Unser Erstaunen ist groß, als uns an diesem Mittwochmorgen
in der Linha Floresta eine fröhliche Gemeindegruppe erwartet. Die meisten
sprechen Deutsch. Sie wissen auch, dass wir irgendetwas mit dem GAW zu tun
haben. Cátia erzählt: „Der Gemeindepräsident hat fast geweint, als er gehört
hat, dass das Projekt des Kirchenneubaus von der brasilianischen OGA an das GAW
in Deutschland weiterempfohlen wurde und 2016 in den Projektkatalog aufgenommen
wird.“

Eigentlich dürfte die Kirche noch nicht so baufällig sein, schließlich
wurde sie erst 1976 eingeweiht. Aber schon ein leichter Schlag gegen die Wand
genügt, um ein großes Loch zu hinterlassen. „Man hat damals sehr schlecht
gebaut“, erläutert Cátia.

„Eigentlich sollte die Kirche geschlossen werden. Die
Feuerwehr war schon da. Wir konnten das Schlimmste noch verhindern und feiern
weiter hier Gottesdienst. Aber es ist nicht ganz ungefährlich. Die Glocke darf
nicht mehr geläutet werden.“ Wahrscheinlich würde der ganze Turm
zusammenbrechen, wenn die Glocke – handgeläutet – oben schwingt.

Die Gemeinde ist aktiv. Sie will selbst einen großen Beitrag
für den Neubau leisten, sowohl durch Eigenarbeit als auch durch Bazare. „Ohne
eine Kirche hat unsere Gemeinde keine Zukunft“, sagen alle übereinstimmend.
„Auch wenn die Jugend zur Ausbildung in die Stadt zieht, hat sie ihre Wurzeln
hier und möchte am Wochenende am Leben der Gemeinde teilhaben.“

Auf
dem Rückweg gesteht Pastor Elói Neuhaus, dass er noch nie in Tres Passos und
der Linha Floresta war. Er ist noch nicht lange in dieser Synode, und die
Entfernungen sind groß. Auch für ihn war der Besuch eine große Bereicherung.
Wieviel mehr für uns!

Vera
Gast-Kellert, ehemalige Leiterin der GAW-Frauenarbeit