Symbol des Hus-Gedenkens 2015 in Tschechien

Vom 4. bis 6. Juli hat die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) ihre Partner aus Anlass der Erinnerung an den gewaltsamen Tod von Jan Hus im Jahre 1415 nach Prag eingeladen. Hus spielt für unsere tschechische Partnerkirche eine wichtige und identitätsstiftende Rolle. Er ist einer der wichtigen Reformatoren in der Geschichte Europas. „Es ist falsch ihn als Vor-Reformator zu bezeichnen. Er wollte die Kirche hier bei uns reformieren“, sagt Joel Ruml, Synodalsenoir der EKBB. „Mit Recht sieht sich Luther in einer Reihe mit anderen Reformatoren wenn er sagte: Wir sind alle Hussiten!“ Die Reformation ist eine gesamteuropäische Bewegung, die letztlich von Waldes über Wyclif, Hus, Luther zu Zwingli und Calvin reicht.

Spannend ist zu sehen, wie Jan Hus in der tschechischen Gesellschaft wahrgenommen wird. „Im Vorfeld des Erinnerns an seinen 600. Todestag sagten sehr viele Tschechen in einer Umfrage: Jan Hus ist der größte Held unserer Geschichte… Da antworten die Bürger einer Gesellschaft, die anti-klerikal oder antichristlich ist,“ berichtet Ruml.

Alle Kirchen haben in Tschechien eine schwere Position. Weniger als ein Drittel der Tschechen sind katholisch, 60 Prozent bezeichnen sich als konfessionslos. Nur 100.000 Mitglieder (1% der Tschechen) hat die EKBB.  Eine Umfrage in Tschechien hat gezeigt, dass viele meinen, eine Kirche sei für einen „modernen Menschen“ nicht notwendig. Das hat unterschiedliche Gründe, die auch in der Geschichte Tschechiens begründet liegen. Vor allem die Rekatholisierung unter den Habsburgern nach der von den böhmischen Ständen verlorenen Schlacht am Weißen Berg hinterließ Spuren. Die Tschechen nennen diese Zeit bis heute „temno“, die Zeit der Finsternis. Später kam die Drangsalierung der Kirche durch die Kommunisten hinzu. Nach der Samtrevolution blieb die Hoffnung unerfüllt, dass sich mehr Menschen zum Glauben bekennen. Die tschechische Gesellschaft ging einen anderen Weg. „Es ging um den wirtschaftlichen Wohlstand, um etwas, was der Kommunismus nicht erreicht hatte. Die Transformation der Herzen war den neuen Demokraten nicht wichtig. Sie wollten die Kirche weiter am Rand der Gesellschaft halten,“ heißt es aus der EKBB. Das reicht bis zu Äußerungen des ehemaligen Präsidenten Vaclav Klaus, der die Kirchen auf eine Stufe mit „Touristenvereinen“ setzte. 

Warum Hus für alle Tschechen bedeutsam ist, dafür hat Joel Ruml folgende Erklärung: „Hus war ein Tscheche und er war imposant, weil er für seine Orientierung an der Wahrheit freiwillig zu Tode gekommen ist. Wir brauchen mehr Leute wie Hus, sagen heute viele tschechische Politiker, weil ihm die Wahrheit wichtig war. Aber niemand definiert, welche Wahrheit für Hus wichtig war… Die Wahrheit für Hus war Christus – nicht das eigene Erkennen. Das begreift die tschechische Gesellschaft nicht.“