Balbina ist 84 Jahre alt. Sie gehört zur Jesusgemeinde der spanischen evangelischen Kirche in Madrid. Vergessen kann sie nicht, was damals im spanischen Bürgerkrieg geschah. Damals lebt ihre Familie in Jaca. Ihre beiden Brüder wurden von Falangisten während ihrer Feldarbeit einfach ermordet. Der Grund: Sie waren Protestanten. Sie gehörten zur Spanischen Evangelischen Kirche (IEE). Das ist kein Einzelfall. 

„Valle de los caidos“ – Nähe Madrid

Die Diktatur Francos hat im Bürgerkrieg (1936-39) und danach die Protestanten massiv unterdrückt. Viele Gemeinden hatten ein blühendes Schulleben. In einigen Regionen gab es Dörfer, die weitgehend evangelisch waren. Davon ist nichts übrig geblieben. Viele Leidensgeschichten lasten bis heute auf Familien, die Opfer aus dem Bürgerkrieg und der anschließenden Diktatur zu beklagen haben. Das ist Teil der Identität der Kirche. Menschen wie Balbina können das nicht vergessen. Schwer haben sie es, zu vergeben. Denn wie kann man vergeben, wenn das Gegenüber fehlt, das um Vergebung bittet und sich zur Schuld bekennt? 

Sichtbar wird es an einem Monument außerhalb Madrids auf dem Weg nach El Escorial. Dort sieht man ein hoch aufgerichtetes Kreuz mit einer Basilika schon aus der Ferne. Nach dem Bürgerkrieg ließ Franco dieses Denkmal errichten zur Erinnerung an „seine“ Opfer des Bürgerkrieges, d.h. nur seine gefallenen Soldaten. Inzwischen ist auch er dort begraben. Es heißt „Valle de los caidos“ – das Tal der Gefallenen. Errichtet wurde es von Gefangenen des Bürgerkrieges. An die Opfer aller Gefallenen wird nicht erinnert. Eine offene Wunde in der Gesellschaft. Wo gibt es einen solchen für Menschen wie Balbina?