Lutherkirche mit leerem Wohnhaus

Einmal in der Woche versammelt sich in der Martin-Luthergemeinde in São Paulo eine ganz besondere Gemeinde: Ca. 120 Wohnungslose versammeln sich, um miteinander zu beten, zu essen und zu arbeiten. „Diese Gottesdienstgemeinde ist größer als die, die sonntags kommt“, berichtet Pastor Carlos Radinz, der seit fünf Jahren mit einem Pfarrkollegen die Gemeinde leitet. Zu der Gemeinde gehören ca. 600 Familien und drei weitere Predigtorte. Ca. 70 Gottesdienstbesucher kommen am Sonntag.

Pastor Carlos Radinz und Dr. Hüffmeier

Die Martin-Luther-Kirche hat nun eine besondere Herausforderung: Direkt neben ihr steht ein 20-stöckiges leeres Hochhaus. Ursprünglich haben hier Staatsangestellte gearbeitet. Jetzt ist es leer. Vor und in dem Haus haben sich Wohnungslose eingefunden. Ebenso gegenüber der Kirche in deinem roten Haus. Dort ist groß zu lesen, wer das Haus besetzt hält: „Frente de la lucha por ubicación“ (Bewegung für den Kampf auf Wohnraum). Gleich dahinter steht ebenso eine große Hausruine. Und das alles inmitten des Stadtzentrums. „Das Problem ist, dass es genügend Wohnraum geben müßte, wenn er entsprechend hergerichtet wäre“, sagt Carlos. „Nur haben oft die Besitzer kein Interesse daran.“ Insgesamt schätzt Carlos, dass für 1 Millionen Menschen ein würdiger Wohnraum fehlt in dieser Megastadt, zu der 11,3 Millionen Einwohner zählen. Für den Großraum schätzt man mindestens 20 Millionen Menschen.

Die Arbeit mit den Wohnungslosen ist fester Bestandteil der Gemeindearbeit. Es gab nur wenig Widerstand. Inzwischen engagieren sich einige in dieser Arbeit. Ein Jugendlicher der Wohnungslosen ist ebenso aktives Gemeindemitglied. Selbst machen sie im Gemeinderaum unter Anleitung Bastelarbeiten, die wiederum verkauft werden.

Über dem Altarraum steht passend zu dieser Arbeit der Bibelvers: „HERR unser Gott: Du bist unsere Zuflucht für und für!“