Im Diskussionsprozeß um eine neues Leitbild für das GAW ging es vielen darum, dass im Leitbild das Wort „Toleranz“ auftaucht, denn seit der Gründung lag es dem GAW daran, nicht sich abzugrenzen, sondern immer das evangelische Profil zu schärfen. Ein Vorschlag für diesen Themenbereich im Leitbildentwurf lautet deshalb:
„Das GAW ermöglicht Begegnungen, die das Glaubensleben bereichern und zum Handeln motivieren. Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Traditionen und wechselseitiges Lernen fördern die Toleranz.“
Dazu schrieb 2013 der österreichische Bischof Dr. Büncker: „Dir Forderung der Toleranz als ethische Verpflichtung für das Verhalten zwischen den Menschen bleibt eine Forderung. Gerade den Kirchen kommt hier eine besondere Aufgabe zu. Toleranz bedeutet nicht Relativierung der Wahrheit, sondern ist die Konkretion der eigenen Glaubensüberzeugung. Kirchen setzen sich ein für die dafür notwendigen gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Toleranz als Haltung der Offenheit, des Interesses aneinander und des Bemühens um Verständnis setzt den konstruktiven Streit um die Wahrheit voraus. Sie hilft aber, die Auseinandersetzung um die Differenz zu zivilisieren, wie der amerikanische Philosoph M. Walzer meint. Toleranz ist keine Haltung des Desinteresses und des gegenseitigen Ignorierens. Sie braucht Mut und Entschiedenheit, der Intoleranz, wo immer sie auftritt, entgegenzuwirken und neue Wege zum Aufbau einer Kultur des Dialoges und des Verstehens zu beschreiten. Von den Reformatoren kann zumindest das gelernt werden: „Dialogisches Verstehen ist der Weg, den Gott mit den Menschen gehen will.““
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