Ein fröhlicher und beschwingter Geist liegt über diesen „Christlichen Begegnungstagen“ in Wroclaw/Breslau, die heute, Freitag 4.7. begonnene haben und am bis Sonntag 6.7. enden. Der strahlende Sonnenschein tut das Seine und sorgt für die nötige Atmosphäre. Es ist der neunte grenzüberschreitende Kirchentag, der vor allem evangelische Christen aus den Ländern Polen, Deutschland, Tschechien, der Slowakei und Ungarn zu Begegnung, Gespräch, Nachdenken und fröhlichem gottesdienstlichen Feiern, hier in der „Jahrhunderthalle“ vereint, jener Veranstaltungshalle aus Stahlbeton, die 1911 bis 1913 erbaut wurde und seit 2006 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Dies sind nun schon die neunten mittelosteuropäischen christlichen Begegnungstage, die 1991 in Görlitz begannen und u. a. schon in Prag und Bratislava stattfanden. 2016 wird Budapest Gastgeber sein, und damit eine Reihe von Veranstaltungen eröffnen, die mit dem 500. Reformationsjubiläum 2017 abschließen.
Aber diese Begegnung strahlt weiter über die Region aus. Auch Interessierte aus anderen Ländern sind dabei. In der Straßenbahn treffen wir jene ältere Dame aus Belgien, die nicht versteht, warum ihre evangelischen Freunde nicht hier sind. Nein, das ist ein herrliches Erlebnis für sie!
„Meinem Empfinden nach ist das Gespräch allerwichtigstes Ziel der Christlichen Begegnungstage“, schreibt der leitende Bischof der Evangelisch Augsburgischen Kirche in Polen, Jerzy Samiec, in seinem Grußwort im umfangreichen Programheft. Und das beginnt für uns sehr schnell. Die junge Pfarrerin aus Sachsen spricht mich an. Sie hat doch einmalbei der Frauenarbeit im GAW ein Praktikum gemacht, an das sie gerne zurückdenkt. Und dann sind da die Partnerinnen aus Polen von den drei Theologinnenkonferenzen, und natürlich die Diakonie, der wir ja schon so lange und besonders auch durch das diesjährige Jahresprojekt verbunden sind. Eine Überraschung sind die Vertreter und Vertreterinnen aus Russland – Moskau, Jaroslawl und St. Petersburg. Ja, so ein Wiedersehen ist wie ein Familientreffen, und das brauchen vor allem die Mitglieder dieser kleinen Diasporakirchen. Und dann ist da eine größere Gruppe aus der Ukraine. Nein, bei ihnen ist es ruhig, und bei der Frage nach Problemen winken sie ab. Sicher bedeutet die Teilnahme hier für sie eine besondere Ermutigung.
Die Eröffnungsveranstaltung beginnt mit Händels „Halleluja“. Alle stehen spontan auf. Die Melodie ergreift sie, und dass zur gleichen Zeit die deutsche Fußballmannschaft in Rio de Janeiro gegen Frankreich kämpft, scheint für niemand besonders wichtig, auch wenn der Moderator, Pfarrer Pytel, verständnisvoll gelegentlich den Zwischenstand gibt. Aber „Frei sein in Christus“ heißt wohl für die meisten hier, der Begegnung und deme Gotteslob den Vorrang zu geben. – Vera Gast-Kellert, Leiterin der Frauenarbeit im GAW
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