Am Sonntag Laetare beginnt in den Gemeinden der Lutherischen Kirche Brasiliens (IECLB) das Jahresthema für das laufende Jahr eingeführt. Es hat eine lange Tradition in der Kirche und will helfen, dass sich alle Gemeinden, Kreise und Werke in dem riesigen Land mit einer Thematik beschäftigen. „Vidas em comunhão – Leben in Gemeinschaft“ heißt es 2014. Allen Gottesdienstbesuchern, und so auch uns in der Gemeinde „Ascensão – Himmelfahrt“ in Novo Hamburgo, wurden zu Beginn kleine Bilder mit dem Jahresmotto ausgeteilt. Und wie bei der Jahreslosung bezieht sich die Predigt auch auf den zugrundeliegenden Text aus Jeremia 29: „ So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels, zu allen Gefangenen, die ich habe von Jerusalem wegführen lassen gen Babel: Bauet Häuser, darin ihr wohnen möget, pflanzet Gärten, daraus ihr Früchte essen möget; nehmet Weiber und zeuget Söhne und Töchter; nehmet euren Söhnen Weiber und gebet euren Töchtern Männern, dass sie Söhne und Töchter zeugen; mehret euch daselbst, dass euer nicht wenig sei. Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe lassen wegführen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s auch euch wohl.“

Darunter ist die Stadt abgebildet. Sie erinnert mit den Hochhäusern und Wolkenkratzern einerseits an die Großstädte São Paulo oder Rio, andererseits mit den engen verschachtelten Häusern an die Favelas, die Elendsviertel, dieser Großstädte. Brasilianische Wirklichkeit. Auf die geht auch die Predigt, in die sich Pfarrer Hardi Brandenburg und die Praktikantin Rozângela, eine Theologiestudentin in der letzten Phase des Studiums, teilen, ein. Viele Menschen sind vom Land, von der Kolonie, wie man hier sagt, in die Stadt gekommen und fühlen sich verloren in den Großstädten. Einerseits bietet das Leben in der Stadt viele Annehmlichkeiten, andererseits ist es auch geprägt von Gewalt und Anonymität. Der Text fordert dazu auf, das Leben in der fremden Stadt anzunehmen und zu gestalten. Zu „Shalom und einem „Leben in Gemeinschaft“ sind wir als christliche, respektive lutherische Gemeinden aufgefordert.

Jeremia ermuntert in einem Brief die von Nebukadnezar nach Babylon Weggeführten mit dem zitierten Vers, nicht vom Vergangenen zu träumen, sondern die Gegenwart zu leben. Diejenigen, die vor mehr als 100 Jahren aus Deutschland nach Brasilien kamen, so geht es mir durch den Kopf, wurden nicht von einem König weggeführt, sie trieb die wirtschaftliche Not. Die Arbeit des GAW ist auch so ein Brief bis heute, die Menschen zu begleiten und zu ermuntern, ihr Gemeindeleben aufzubauen. Und das „Leben in Gemeinschaft“ ist durch das GAW auch länderübergreifend, wie es sein Motto beschreibt: „Glauben verbindet“. – Vera Gast-Kellert