In der Mitte Pfarrer Jožef Arpaši mit Dr. Hüffmeier (li)

„Mit 35 Jahren habe ich beschlossen, Theologie zu studieren. Ich habe mich berufen gefühlt,“ erzählt der Pfarrer Jožef Arpaši aus Kamenac in Kroatien. So begann er sein Theologiestudium in Osijek. Bis dahin war er Landmaschinenschlosser. Seine Ausbildung hatte er in Slowenien gemacht, als es noch Jugoslawien gab. 2008 übernahm er dann die Gemeinde in Kamenac. Das Gemeindehaus war im Krieg verwüstet worden. Der Kirche erging es nicht besser. Jožef Arpaši selbst war im Balkankrieg Soldat auf kroatischer Seite. „Für die Verwüstungen in unserem Dorf waren Serben verantwortlich,“ erzählt er. „Diese leben aber jetzt in Serbien! Es gibt noch Serben in unserem Dorf. Die waren aber friedlich und

Reformierte Kirche in Bilje

sind geblieben. Mit ihnen leben wir jetzt immer noch zusammen,“ fährt er fort. Immer wieder hören wir in den Gemeinden in Slawonien und in der Baranja von ähnlichen Geschichten. Der Balkankrieg hat Verheerendes angerichtet. Existenzen wurden zerstört, Menschen vertrieben. Von 50 000 nach Ungarn geflohenen Menschen sind 5 000 dort geblieben. Bei der Rückkehr in die Dörfer haben zahlreiche Menschen die Kraft zum Wiederaufbau nicht gefunden und sind erneut gegangen. Es gibt auch genügend Geschichten über Menschen, die an den Folgen des Krieges zerbrochen sind.

Zu Jožef Arpašis Gemeinde gehören ca. 50 Mitglieder. 160 Einwohner hat sein Dorf, in dem bis 1947 auch deutschstämmige Donauschwaben gelebt haben. 

Der Pfarrer ist dabei, das Gemeindehaus, in dem noch eine Pfarrwohnung eingebaut werden soll, herzurichten. Auch die Kirche soll in den warmen Monaten wieder genutzt werden. Man spürt, dass in der Gemeinde trotz aller schweren Phasen Hoffnung auf Zukunft da ist.

In anderen Orten, wie z.B. in Bilje nahe Osijek ist das ganz anders. Nach dem Krieg kamen nur wenige Gemeindemitglieder zurück. 25 Mitglieder gibt es noch. 10 kommen zum Gottesdienst. Dabei hat die Gemeinde eine große Kirche, die im Krieg von serbischen Truppen verwüstet wurde. Jahrelang stand sie als Ruine da. Bäume wuchsen schon im Innenraum. Trotzdem wird sie wieder hergerichtet mit staatlichen Mitteln. Was später mal aus dieser Gemeinde wird??? 

So sind die Geschichten der reformierten Gemeinden sehr unterschiedlich. Viel hängt dabei von den verantwortlichen Personen ab, dem Pfarrer oder der Pfarrerin und dem Kurator der Gemeinde.