Der Nachtbus hat uns in zwölfstündiger Fahrt von Montevideo
nach Porto Alegre im Bundesstatt Rio Grande do Sul in Brasilien befördert, wo Pastor
Noberto Willrich schon auf uns wartet und mit uns weiter nach Novo Hamburgo
fährt. Nicht weit von Novo Hamburgo liegt Ivoti, mir immer schon als
evangelische Schule bekannt. „Stipendien für Ivoti“ stehen regelmäßig im
Projektkatalog des GAW. Außerdem kommt jedes Jahr eine Gruppe angehender
Deutschlehrer und –lehrerinnen nach Leipzig zum Gustav-Adolf-Werk (GAW). So
nehme ich das Angebot von Noberto dankbar an, mit uns nach Ivoti zu fahren.

Ruben Werner
Goldmeyer

Ich bin erstaunt über die Größe des Campus. Aber in
Brasilien gibt es eben genug Platz! „Am 5. April 2014 feiern wir das 105-jährige
Jubiläum dieses renommierten Instituts“, erzählt uns der Direktor, Ruben Werner
Goldmeyer, stolz. „Begonnen wurde es nicht hier, sondern zunächst in Taquari, später
in São Leopoldo. Seit 1966 ist die Schule in Ivoti. Hier 900 Schüler und
Schülerinnen der Sekundarstufe und 200 Studierende der Pädagogischen
Hochschule. Die Schüler der Sekundarstufe können mit dem Abschluss auch schon
die Qualifizierung als Grundschullehrer erwerben. 100 Schüler und Studierende
wohnen im Internat. Sie kommen von weit her, sogar von Mexiko und Argentinien
und dem Nordosten Brasiliens. Ein Junge stammt aus Bahia. Er hatte überhaupt
keine Beziehung zur lutherischen Kirche und fand die Schule über das Internet.“

Direktor Manfredo Wachs, den wir zufällig auf dem Flur
treffen, berichtet, dass die Schule sich finanziell selber trägt, aber: „Wir
sind sehr dankbar für die Stipendienhilfe über das GAW.“ Der zuständige
Schulpfarrer betont, dass der Religionsunerricht ein wichtiger Teil der lutherischen
Erziehung sei. „Da es hier in Ivoti die größte japanische Ansiedlung in Rio
Grande do Sul gibt, haben wir auch eine Reihe Schüler und Studierende, die nicht
christlich sind. Aber es hat sich noch nie jemand beschwert oder ideologisch
vereinnahmt gefühlt.“

Aus manchen Räumen klingt Musik, da wird geübt. Die Schule
hat ein bekanntes Kammerorchester, das auch 2014 eine Deutschlandtournee
unternommen hat, u.a. auch in Markkleeberg bei Leipzig konzertierte. Irving
Feldens, der Leiter, der auch selber 1. Violine im Orchester spielt, erinnert
sich noch gut an Pfarrer Arndt Haubold, Vorsitzender des GAW Sachsen.

Zahlreiche
Schüler treiben auf dem Gelände Sport, im Kindergarten üben sich die Kleinen.
Mehr als 200 Lehrkräfte sind hier tätig, die Schule ist bekannt und begehrt.
Mit 105 Jahren ist sie lebendig und jung wie am Anfang!

Vera Gast-Kellert, Leiterin der GAW-Frauenarbeit