Die Volksabstimmung in der Schweiz über eine Begrenzung des Ausländeranteils an der Gesamtbevölkerung hat in den letzten Tagen in Europa für Beunruhigung gesorgt. Wir müssen in Europa sehr aufpassen, dass Angst vor Fremden, Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Rassismus nicht die Oberhand gewinnen. 

Gerade als Kirche sind wir gerufen, dagegen unsere Stimme zu erheben. Eines der Grundmotive biblischer Botschaft ist es, Fremden Heimat zu geben, denn wir gehören selbst zum „wandernden Gottesvolk“, das hier „keine bleibende Stadt hat“.

Gut ist es, dass sich unsere Partnerkirche hier zu Wort melden, sich einmischen, sei es in Spanien, Italien oder jüngst in Tschechien. Der Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder hat folgenden Text veröffentlicht:

„In jüngster Zeit sind wir beunruhigt über Äußerungen von offenem und verdecktem Rassismus in der tschechischen Gesellschaft. Den versteckten Rassismus in vielen von uns nutzen neonazistische Gruppierungen aus, die auf den Straßen marschieren und rassistische Slogans rufen. In einer Zeit wirtschaftlicher Rezession wird das gesamte Problem noch mächtiger und weitere Menschen laufen den Neonazis zu. In diesen Tagen geschieht dies besonders an Orten, an denen das Problem des Zusammenlebens zwischen tschechischer Majorität und Roma-Minderheit nicht bewältigt wurde.

Wir wissen, dass das Zusammenleben mit Menschen, die aus der Mehrheitsgesellschaft ausgegrenzt sind, mit Langzeitarbeitslosen, mit Menschen, die keinen regelmäßigen Tagesablauf kennengelernt, denen die Eltern keine Bildung ermöglicht, die kein Geld haben, nicht einfach ist.

Zu einem besseren Zusammenleben gelangt man nicht durch Demonstrationen, die von Vertretern neonazistischer Parteien und Gruppen zur Verbreitung boshafter und stumpfsinniger Ideologie ausgenutzt werden. Solche Formen lehnen wir ab, denn sie bedrohen die Freiheit und Würde unserer Mitbürger und in ihrer Folge auch unsere eigene. Sie sind unserem Verständnis fremd, das vom Glauben und von der Nachfolge Jesu Christi ausgeht.

Wir halten es für nötig, dass öffentliche Verwaltung, Kirche und gemeinnützige Organisationen geduldig und planmäßig mit Minderheiten arbeiten.

Synodalrat der EKBB

Wir erinnern daran, dass es in dieser Sache nicht nur um die Arbeit mit der Roma-Minderheit geht, sondern auch mit der gesamten Gesellschaft, um die Überwindung von Abneigung, Hass und bestimmten Ansichten gegenüber Minderheiten. Wichtig sind eine verantwortungsvolle und wahrhaftige Erziehung von Kindern und Jugendlichen und die Betonung der Rolle der Familie als Raum, in dem wir Liebe und Toleranz lernen.

Wir danken allen, die rassistischem Denken und Handeln Widerstand entgegensetzen und sich bemühen, die Situation bei uns gewaltfrei zu lösen. 

Joel Ruml, Lia Valková, Daniel Ženatý, Pavel Kašpar, Pavel Stolař und Eva Zadražilová,

Mitglieder des Synodalrates der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder“