Der ehemalige Berliner Bischof Dibelius sagte im Blick auf die Gründung des Gustav-Adolf-Werkes einmal: „Es war eine providenzielle Fügung Gottes, von der die Anfänger des GAW nichts ahnen konnten, die wir aber heute in der Rückschau dankbar erkennen und für die wir Gott im Himmel nur dankbar preisen können.“ 

Es gab dabei unterschiedliche Anstöße, die das Bewusstsein stärkten, dass zu den Lebensäußerungen der Kirche die Diasporaverantwortung dazugehört.Die Gründe waren theologischer Art, hatten Frömmgkeitsgründe, die dazu führten, dass evangelische Christen sich in den weiten Rußlands oder am Schwarzmeer wiederfanden. Und dann setzte ab den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts  eine Auswanderungswelle ein, wodurch es zu neuen Diasporagebieten kam. Man wurde sensibel für die Sorge der Ausgewanderten. Hinzu kamen die politischen Umwälzung durch die Zeit der Aufklärung und der napoleonischen Kriege, die dazu führten, dass in Deutschland das Bewusstsein der innerdeutschen Diaspora entstand. Plötzlich fand sich z.B. das protestantische Nürnberg im katholischen Bayern wieder.

Sup. Großmann

Eine weitere wichtige Motivation bestimmte das Handeln des Leipziger Thomaspfarrers und Superintendenten Großmann, der die aus der administrativen und rechtlichen Verquickung von Staat und Kirche erwachsenden Probleme erkannte. Er suchte immer wieder, die organisatorische Vereinnahmung der Kirche durch den Staat zu kritisieren. Er trat für eine weitgehende Eigenständigkeit der Kirche ein und eine Autonomie der einzelnen Kirchengemeinden. Die Feierlichkeiten zum 200. Todestag Gustav II.Adolfs von Schweden im Jahre 1832 nutzte er für sein größtes Werk: Die Gründung des GAW. Die verschiedenen Hintergründe des wachsenden Bewusstseins einer Diasporaverantwortung verband er durch diese Vereinsgründung mit einer Stärkung der Kirchenbindung der Mitglieder in den Mehrheitskirchen. Endlich konnten Kirchenmitglieder sich bürgerschaftlich engagieren unabhängig von der staatlichen Gängelung der Kirche. Sie wurden aktiv. Noch gab es keine kirchlichen Haushalte, die für die Diasporaverantwortung Geld hätten einplanen können. Der Staat kümmerte sich um alles. Nun gab es eigenes mündiges kirchliches Handeln. Schnell wurde das GAW zu einer breit aufgestellten Bewegung innerhalb der Kirchen auf deutschem Gebiet. Alle Engagierten verband der Wunsch „Gutes zu tun allermeist an des Glaubens Genossen“.