In der Kattowitzer Gemeinde ist die Gruppe der GAW-Frauenarbeit sehr herzlich von Bischof Tadeusz Szurman begrüßt worden und lernte die diakonische Einrichtung „Sonnenland“ kennen. „Sonnenland“ bietet vielfältige diakonische Hilfen an. Es gibt Beratungsarbeit, aber auch praktische Unterstützung, wie eine Kleiderkammer, die 200 Personen nutzen, und zum Bespiel einen ambulanten Pflegedienst. Die Seniorenarbeit ist ebenfalls stark ausgebaut. Für die Kinder werden Tagesfreizeiten und Kunstworkshops angeboten. Durch diese Kunstworkshops wurde die Gemeinde auf die 8 jährige Veronika aufmerksam, die schon drei Malwettbewerbe gewann. Sie und ihre zwei Geschwister sind Euro-Waisen, denn ihr Vater ist in die Arbeitsmigration gegangen.

Eva von Tiele-Winckler, genannt Mutter Eva

Zu diesem Thema informierte Pfarrer Marcin Brzóska und gab einige Hintergrundinformationen mit speziellem Bezug aus der Region Kattowitz. Das Thema Euro-Waisen ist in seiner Komplexität ein neues Phänomen in einer sich schnell verändernden polnischen Gesellschaft. Als Euro-Waisen werden die Kinder bezeichnet, deren Eltern oder ein Elternteil mindestens ein Jahr im Ausland leben. Die Tendenz ist steigend und fällt regional verschieden aus. Sind es in Westpommern nur 0,6 %, zählt man im Lubliner Land 12,9 %. Bisher reagieren die Diakonie und die Diözese noch nicht spezifisch darauf, doch soll unter anderem mit Hilfe des Jahresprojektes der Frauenarbeit im GAW ein Konzept erstellt werden und spezielle Projekte sollen gefördert werden. Ein weiterer Schritt wäre es, die Erkenntnisse und Erfahrungen zu dokumentieren und ein Netzwerk aufzubauen, um sich darüber auszutauschen. An dieser Stelle betonte Pfarrer Brzóska die innovative Kraft und die Qualität der Arbeit von Mutter Eva, die ehemalige Industriellentocher Eva von Tiele-Winckler aus Bytom-Miechowice, in deren Tradition man sich gerne stellen möchte. Sie hatte in ihrer Zeit (1866-1930) ebenfalls neue und ungewöhnliche Schritte gewagt, um Armut und sozialem Elend entgegenzuwirken und gründete als Diakonisse den „Friedenshort“.

Nicht weit von Kattowitz entfernt, war der ehemalige Wirkungskreis von Mutter Eva in Bytom-Miechowice der nächste Halt der Gruppe. Man wurde von Pfarrer Jan Kurko und dem Streetworker Robert Cieslar empfangen und besichtigte den Gebäudekomplex, nebst Kirche, ehemaligem Wohnhaus und Grab der „ancilla domini“, so wie sie sich selbst bezeichnete.

Danach zeigte und erklärte der Streetworker Robert Cieslar in dem Stadtviertel Bytom-Bobrek einen Teil seiner Methodik, nämlich die „Mobile Schule“.

„Mobile Schule“ in Bytom-Bobrek

Da die Zielgruppe der Streetworker, oder auch Straßenpädagogen, die minderjährigen Straßenkinder sind, muss man ihnen Spiel- und Lernorte im Freien anbieten. Häufig sind sie nicht gewohnt, Regeln zu beachten und besuchen unregelmässig die Schule. Daher werden Angebote im Jugendzentrum häufig nicht angenommen. Der Streetworker begibt sich in das Terrain, das ihnen vertraut ist, geht auf sie zu und macht ihnen Angebote. Auf dieser Grundidee basiert die „Mobile Schule“, die von drei Pädagoginnen betreut wird. Im Prinzip ist dies ein Wagen mit Tafeln an denen Lernkarten angebracht sind, die ausgetauscht werden können. Er ist sechs Meter lang und kann auf einen Meter Länge zusammengeschoben werden. Die Straßenpädagogen sind vom Evangelischen Zentrum für Mission und Evangelisation in Dziegielów angestellt und Robert Cieslar, der Leiter und Koordinator der Gruppe, hält die Straßenarbeit für eine Form der Verkündigung des Evangeliums mittels der diakonischen Werke. Volontärinnen und Honorarkräfte, die bisher als Pädagoginnen mitgearbeitet haben, möchten sich aufbauend als Streetworkerin ausbilden lassen. – Gabriele De Bona M.A. (Frauenarbeit GAW)