Eine gute fundierte Theologieausbildung ist für viele Diasporakirchen eine große Herausforderung. Sie ist teuer und sie braucht gutes und qualifiziertes Personal. Gerade für Kirchen, die aus der Tradition der protestantischen Reformation kommen, kann es nicht egal sein, auf welchem Niveau der Theologennachwuchs ausgebildet wird. Aufmerksam beobachtet das GAW, wie sich diese Situation entwickelt. Besonders in Lateinamerika ist bei den Ausbildungsstätten viel in Bewegung. Da geht es auch um die Fragen, wie eine „traditionelle“ Ausbildungsform mit Residenzpflicht der Studierenden noch zu realisieren ist und wer dann die Kosten mitträgt. Zudem gibt es in zahlreichen Kirchen Menschen, die im zweiten Bildungsgang sich für die evangelische Theologie entschieden haben und es sich von ihrem ersten Beruf und der familiären Situation nicht leisten können, längere Zeit wegzubleiben. 

Die großen Ausbildungsstätten mit einer guten Tradition in Lateinamerika haben ihr Niveau u.a. auch halten können, weil es starke Partner bis heute gibt, die sie dabei unterstützen. Nur stellt die gegenwärtige Situation vor neue Herausforderungen: da ist zum einen die Frage der rechtlichen Anerkennung der Abschlüsse, die immer notwendiger geworden sind. In der Vergangenheit hat das keine Rolle gespielt, als für die Kirchen ausgebildet wurde und alle Absolventen übernommen wurden. Jetzt gibt es auf der einen Seite nicht mehr genügend Kandidaten und auf der anderen Seite Menschen, die sich für evangelische Theologie interessieren, die aber nicht unbedingt in einen kirchlichen Dienst treten wollen. Sie brauchen einen anerkannten Abschluss. Das stellt die Dozenten vor die Frage, ob ihre einmal auf dem Institut erlangten Abschlüsse stattlich anerkannt sind. Sind sie es nicht, dann gibt es Probleme mit der universitären Anerkennung im Staat. Die Probleme sind sehr vielschichtig und hängen alle in der Regel miteinander zusammen.

Das GAW ist daran interessiert, eine profunde Ausbildung zu unterstützen. Die baulichen Herausforderungen der Institute zu unterstützen und auch durch Stipendienprogramme Mut zum Theologiestudium zu geben. Als wertvoll erachten wir es z.B., dass es in Buenos Aires mit der ISEDET eine Ausbildungsstätte gibt, die von neun verschiedenen Partnerkirchen getragen wird, die auch zusammenbleiben wollen. Diese innerprotestantische Ökumene ist wichtig, denn die Kirchen sind in der Regel viel zu klein, als dass sie für eine gute Ausbildung einstehen könnten.