„Der Fußball ist stärker als die Unzufriedenheit der Menschen,“ das sagte Herr Blatter, als er zur den Demonstrationen vieler Brasilianer befragt wurde, die jetzt pünktlich zum Federations-Cup an Massivität gewonnen haben. Das ist zynisch. Er verkennt dabei das wachsende Ungleichgewicht in der brasiliansichen Gesellschaft. Die Wirtschaft boomt. Es gibt in einigen Bereichen enorme Wachtsumsraten. Brasilien ist reicher geworden. Auf der anderen Seite wächst die Infrastruktur nicht mit. Das sieht man z.B. beim Transport von Soja. Die landwirtschaftlichen Flächen sind enorm ausgedehnt worden mit den dramatischen ökologischen und auch sozialen Folgen. Auf der anderen Seite fehlt die Infrastruktur, um Soja aus dem Land zu bringen. So gibt es vor den Häfen entsprechende kilometerlange Staus von LKW´s. Und auch fehlt es an Investitionen in die Bildung und in die medizinische Versorgung. Berichtet wird von einem Abkommen Brasiliens mit Kuba, um die medizinische Versorgung auf dem Lande sicherzustellen. So werden Ärzte aus Kuba abgezogen, wo sie ebenso dringend benötigt werden, um dafür Rohstoffe auf die Karibikinsel zu bekommen. Jetzt in der Vorbereitung auf die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien und auch auf die Olympischen Spiele zwei Jahre später treten viele Konflikte offen zu Tage.Pastor Martin Volkmann von der lutherischen Kirche Brasiliens und Leiter des GAW Brasilien schreibt uns:

„Die Berichte, die ihr in Deutschland lest, beschreiben richtig, was im ganzen Land geschieht. Worum geht es? Auslöser der Manifestationen schon vor Wochen, besonders  in Porto Alegre, war die Erhöhung der Preise für die Busfahrten. Das auch in São Paulo in den darauffolgenden Tagen. Im Zusammenhang damit kommt der Protest gegen eine Menge von Missständen: Korruption, Kriminalität, langsame Justiz, hohe Steuern/keine Gegenbegünstigung in Gesundheit, Erziehung, Infrastruktur, usw. – Natürlich verbindet sich das mit den Unternehmungen zur Weltmeisterschaft, dessen Vorrunde gerade jetzt in der Confederations Cup geschieht. Dafür wurden Unmengen an Geld investiert, das an andere Stellen – Erziehung, Gesundheit, Infrastruktur auf lange Sicht hin hätte investiert werden müssen. Sehr viele Brasilianer (und auch ich) sind nicht mit der Weltmeisterschaft hier einverstanden, denn das Geld, das dafür – von FIFA gefordert – investiert werden muss, fehlt an anderen Stellen. Die Manifestationen sind friedlich, aber wie immer und überall gibt es einige Randalierer, die dann zu Ausschweifungen übergehen. Und dann ist auch die Polizei nicht unbedingt immun dagegen.“