„Wenn er doch gesagt hätte, dass er mit dem Geheimdienst zusammengearbeitet hat und sich entschuldigt hätte… – darauf hat die Kirche gewartet,“ erzählt ein Pastor der polnischen lutherischen Kirche über die Geschichte des ehemaligen Bischofs Jagutzki. Als junger Pfarrer war er in die Fänge und damit in die „Dienste“ des Geheimdienstes gekommen. Erst eine Kommission der Kirche, die damit beauftragt war, herauszufinden, wie die lutherische Kirche in der Zeit der Diktatur verquickt war, fand das heraus. Und nur auf Drängen trat er schließlich zurück. „In meiner Gemeinde darf er nicht predigen,“ sagt der Pfarrer, in dessen Gegend er wohnt. „Etliche Gemeindemitglieder habe mir gesagt, entweder er oder wir!“ Und dabei klingt auch die Enttäuschung an, dass ein klares Wort der Entschuldigung, des Bekennens und der Verantwortungsübernahme fehlt.
Ein anderer Pfarrer erzählt von der Art und Weise, wie der Geheimdienst versuchte, an Informationen heranzukommen und Druck machte. „Ein Glück bin ich darauf nicht hereingefallen!“ Und dann erzählt er, wie seine Söhne ihn gefragt haben, ob er etwas mit dem Geheimdienst zu tun hatte. „Es wäre schwer, ihnen in die Augen zu gucken,“ sagt er.
Wie ist das mit der Schuld? Wie ist es mit Entschuldigungen? Bekenntnissen? Varantwortungsübernahme? Sind Menschen durch die Verquickung von Kirchenvertretern mit dem Geheimdienst zu Schaden gekommen? Wie dicht darf man in Diktaturen mit diesen menschenverachtenden Strukturen zusammenarbeiten? Wie schaffen es Menschen, den Erpressungen und Verlockungen zu entgehen? Das sind schwierige Themen. Und es braucht Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. das ist in der polnischen Kirche nicht anders, als in der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Aber es ist wichtig, sich diesen Fragen zu stellen und einen Umgang zu finden, und als Kirche eine klare Position einzunehmen. In der Gemeinde, in der der ehemalige Bischof lebt haben die Gemeindemitglieder klar gesagt: Auf unsere Kanzel darf er nicht mehr!
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