Gedenktafel in Jubarkas/Litauen |
„Wie geht es, dass Täter und Opfer gemeinsam in einer Gemeinde miteinander sind?“ fragte ich Pfarrer Kairys, als er mir die Geschichte erzählte von seinem jetzigen Pfarrhaus in Jubarkas/Litauen, das in sowjetischer Zeit Polizeistation und KGB-Zentrale war. „Auch aus der lutherischen Gemeinde gehörten welche zu diesem System,“ erzählt er mir. „Wir haben viel miteinander geredet,“ erzählt er. „Das war nicht einfach. Die Gemeinde war auch zerstritten, als ich kam. Jetzt geht es. Einfach ist es dennoch nicht.“
Ursprünglich wurde als Kirchraum ein heruntergekommener Schuppen benutzt, dessen Fenster mit Gitterstäben versehen sind. „Das war mal das KGB-Gefängnis, sagt Pfarrer Kairys. „Hier wurden in den ersten Jahren des sowjetischen Systems Menschen gefoltert.“ Inzwischen erinnert eine Gedenktafel an diese Geschichten der Opfer eines menschenverachtenden Systems.
Die Frage, wie man etwas Neues aufbauen kann mit solchen Wunden, wie Täter und Opfer zusammen Zukunft gestalten können, ist schwierig, denn allein Kontakt lässt immer wieder erinnern. Vergebung zu leben, ist dabei nicht leicht. Das fordert Kraft und das Vertrauen, dass es da einen gibt, der größer ist, der uns hilft, Mauern zu überwinden und Versöhnung zu leben. – Pfarrer Enno Haaks
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