Pfarrer Kalmbach und seine Frau

Über Pfarrer Haberland aus der Hauptgruppe Nordelbien erreicht uns dieser Bericht eines ehemaligen württembergischen Pfarrers, der seit 20 Jahren in Argentinien lebt und arbeitet:

„Im November 1990 sind wir, meine Frau Dorothea, unsere Söhne Ruben und Jonas, über die EKD in den Dienst der La-Plata-Kirche in Argentinien ausgereist. Die ersten sechs Jahre arbeitete ich in einer neugegründeten Gemeinde in der nordostprovinz Misiones. Teil des Auftrages war die Leitung eines landwirtschaftlichen Entwicklungsprojektes unter armen Kleinbauern. Das Projekt wurde von Brot für die Welt und dem württembergischen GAW finanziert. Es ging damals um den Aufbau von Kleingenossenschaften, sowie Bewusstseinsarbeit im politischen und ökologischen Bereich.

1997 erneuerten wir um weitere sechs Jahre unseren Vertrag mit der EKaLP, diesmal aber geografisch im anderen Extrem, ganz um Süden, in Patagagonien. Dort, mitten im Tal des Río Negro, liegt die kleine Stadt Allen, sie bildet praktisch das Zentrum des grössten Obstanbaugebietes der Welt. In einer kleinen Obstpflanzung, drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, befindet sich der Sitz der „Evang.Gemeinde am Río Negro und Neuquén“. Das Gemeindegebiet umfasst praktisch ganz Patagonien, bis hinunter nach Ushuaía (Feuerland).  Damit sind wir die südlichste lutherische Gemeinde der Welt. Das heisst aber auch, dass der Pfarrer ständig unterwegs ist. Monatlich kommen so ungefähr 6.000 km mit dem Auto zusammen. Wir sind hier die „Diaspora in der Diaspora“. Das Gemeindegebiet ist weit grösser als Mitteleuropa, aber wir haben nur ungefähr 100 Familien die über dieses grosse Gebiet verstreut leben. – Im Oktober 2001 sollten wir nach Deutschland zurück, weil die maximale Aussendezeit abgelaufen war. Gerade zu dieser Zeit hatten wir in Argentinien die schlimmste Wirtschaftskrise der Geschichte. Tausende von jungen Menschen verliessen das Land, auch aus unserer Gemeinde gingen ganze Familien weg. Deshalb wollten wir ein Zeichen setzen: wenn  so viele gehen, können wir nicht auch noch die Koffer packen.  Also entschieden wir uns ganz in den Dienst der EKalP zu treten. Damit wurden natürlich die Brücken zur Heimat abgebrochen. Ob das die richtige Entscheidung war, wissen wir bis heute nicht. Unseren Kindern haben wir bestimmt keinen guten Dienst erwiessen, sie haben hier natürlich nicht die besten Zukunftsaussichten …

Ausser der Gemeindearbeit bin ich noch der Vertreter des MEDH (Ökumenische Bewegung für Menschenrechte) für den ganzen Süden und Leiter der Synodalabteilung für Mission und Gemeindeaufbau der EKaLP.

Zur Gemeinde gehört ein kleines Altenheim, das sich besonders um finanziell schwache Menschen kümmert. Ursprünglich nur für ältere Gemeindeglieder gedacht, ist es heute ein Heim für Menschen aller etnischen und religiösen Hintergründe, d.h. offen für alle. Da ja die evang. Kirche in Argentinien nicht als offiziell anerkannte Kirche arbeiten kann (nur auf Vereinsbasis), muss die ganze Arbeit über Spenden finanziert werden. Manche der alten Menschen können die anfallenden Kosten aufbringen, andere nicht. Dadurch ist das Heim, besonders wenn es um Umbauten, Erweiterungen, oder Anschaffungen geht, auf Spenden angewiesen. – Dies soll ein kleiner Einblick in unsere Arbeit sein. Herzlich bedanke ich mich für Ihr Interesse, auch im Namen unserer Gemeinde!“