2002 war Hans Schmidt, Generalsekretär des GAW, in Urdinarrain, Argentinien. Er war dabei, als das Hauptgebäude des Jugendheims der Evangelischen Gemeinde eingeweiht wurde. Das GAW hatte den Bau unterstützt. Nachdem Hans Schmidt zurückkehrte, hat er oft und gern von der hervorragenden Arbeit erzählt, die in diesem Heim mit Jugendlichen geleistet wurde, die aus schwierigen Verhältnissen stammten und vielfach schon straffällig geworden waren. Sie gingen zur Schule, lernten ein Handwerk oder in der Landwirtschaft und fanden ihren Weg in die Gesellschaft. 72 % konnten sich wieder eingliedern, sagt der Gemeindepfarrer David Weiss. Ein beachtlicher Prozentsatz!

Im Oktober 2008 sind die einzigen Jugendlichen, die auf dem Gelände des Heims leben, Johannes und Max, zwei junge Männer aus Deutschland.
Warum?
Das Gesetz Nr. 26061 will es so.
Es bestimmt, dass Kinder und Jugendliche, wenn es irgendwie geht, in einer Familie – in ihrer Ursprungsfamilie oder in einer Pflegefamilie – aufwachsen sollen und nicht in einem Heim. Angeblich haben 70 % der Gefängnisinsassen in Argentinien früher mal in einem Heim gelebt. Deshalb durften nur ganz wenige Heime bestehen bleiben. Das Heim in Urdinarrain gehörte nicht dazu, ebenso wenig wie der „Hogar German Frers“ der evangelischen Gemeinde Buenos Aires.
2006 wurde das Gesetz verabschiedet. Während des Jahres 2007 hatten die engagierten Gemeindeglieder Zeit, für die Jungen im Heim neue Familien zu suchen.

Trotzdem ist das Haus jeden Tag voller Kinder. Es ist zu einem Tageszentrum umfunktioniert. Kinder, die heute hierher kommen, stammen aus Häusern, wo es oftmals weder eine Dusche noch eine Toilette gibt. Hier können sie sich waschen, ihre Kleider werden gewaschen und gebügelt. Sie können andere Sachen lernen und erleben als zu Hause – zum Beispiel am Tisch zu essen und eine Toilette zu benutzen oder aber Deutsch und den Umgang mit dem Computer. Johannes und Max, die beiden deutschen Volontäre leben hier, um mit den Kindern zu spielen, zu singen und ihnen Nachhilfeunterricht zu geben.
Die Kinder kommen gern in das Zentrum. Es ist eine Strafe für sie, wenn sie einen Tag fehlen müssen.

Wird das Tageszentrum ihnen genauso gut helfen wie das Heim es getan hat?
Es wird sich erst nach einigen Jahren zeigen, ob das Gesetz 26061 gut und richtig war. Die Evangelische Gemeinde in Urdinarrain jedenfalls gibt auch nach dem neuen Gesetz ihr Bestes.