Es ist mucksmäuschenstill auf dem Gelände der Schule „El Redentor“ (Der Erlöser) der evangelischen Kirchengemeinde Crespo. So komme ich gar nicht auf die Idee, dass in dem Rohbau schon Kinder sein könnten. Als wir um eine Ecke auf den Flur zu den Klassenräumen biegen, überraschen uns jedoch 50 Kinder mit einem Lied und selbstgemalten Schildern.

Die beiden ersten Klassen mit je 25 Kindern sind bereits in Betrieb. Die Toiletten sind fertig, der überdachte Platz für die Merienda (nachmittägliche Pause mit Saft und Keksen) fast. Da eine Grundschule in Argentinien sechs Jahrgänge umfasst, werden vier weitere Klassenräume sowie zwei Räume für Kunst und Musik gebaut. Ein Chor soll gebildet werden und später auch ein Orchester; ein paar Geigen und Trompeten gibt es dafür schon in der Gemeinde. Eine der Lehrerinnen ist auch Musiklehrerin. Die Schulkleidung nimmt die beiden Farben aus dem Logo der Evangelischen Kirche am La Plata auf: lila für die Kinder, weiß für die Lehrkräfte.
Hier, in einem neuen Stadtviertel von Crespo, leben viele junge Familien, für die der Weg in die Stadt zu einer der viel zu wenigen Schulen zu weit ist. Zudem sollen die derzeit 88 Kinder des gemeindeeigenen Kindergartens „Rayito de Sol“ (Sonnenstrahl) weiterhin ein Bildungsangebot mit evangelischem Profil nutzen können – auch die zehn Kinder mit Einschränkungen. Die neue Schule „El Redentor“ steht allen offen. Momentan fehlen in der Provinz Entre Ríos noch Schulen, weil der Staat aus finanziellen Gründen viele kleinere geschlossen hat. Doch die ökonomische Situation im Land belastet junge Familien so stark, dass sie zunehmend auf Kinder verzichten, obwohl Familie und Kinder eigentlich einen sehr hohen Stellenwert haben.

Die evangelische Gemeinde von Crespo, die vor 30 Jahren den Kindergarten gegründet hat und nun die Schule „El Redentor“, hat 700 zahlende Mitglieder, insgesamt sind es ca. 4.000. Das geräumige Gelände der Schule ist ein Geschenk der Stadt Crespo. Die Gebäude sind Eigentum der Gemeinde und sollen dem Gemeinwohl der Stadt dienen. Der monatliche Elternbeitrag beträgt 35.000 Peso (ca. 25 Euro). Das ist im landesweiten Vergleich sehr gering, und die meisten Eltern können es sich leisten, aber er reicht nicht aus, um die Gehaltskosten zu decken. Nur dank der gemeinsamen Anstrengungen von Eltern, Schulstiftung und Gemeinde – durch Arbeitseinsätze, Fundraising und kreative Aktionen – ist der Bau schon so weit gekommen, dass am Ostermontag, dem 21. April, die Schule feierlich eingeweiht werden konnte. Die Fertigstellung ist für 2026 geplant. Das GAW hat mit dem Konfi-Gabe 2025 geholfen.
Kirsten Potz, Leiterin der GAW-Frauenarbeit in Westfalen
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