
Catalin studiert im vierten Jahr protestantische Theologie. Sie ist 34 Jahr alt und hat sich für ein Theologiestudium entschieden. „Mein Traum ist es Pfarrerin der Vereinigten Protestantischen Kirche in Frankreich zu werden,“ berichtet sie. Vor neun Jahren kam Catalin nach Frankreich. Sie hatte in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota bei einer französischen Familie gearbeitet und beschlossen, nach Frankreich zu gehen. Sie stammt aus einer katholischen Familie. Schon mit fünf Jahren wurde sie Halbwaise. Ihr Vater war Polizist und wurde in den Bürgerkriegszeiten ermordet. „80% der Kolumbianer sind in ihrgeneiner Weise von dem 60-jährigen Bürgerkrieg betroffen. Irgendwann entschied Catalin, nach Frankreich zu gehen und einen Neustart zu wagen. Sie studierte zunächst Wirtschaftswissenschaften. Aber bald machte sie sich auf die Suche. Sie brauchte mehr.
„In Kolumbien ist man sehr katholisch,“ sagt sie. „Und ich habe dort auch viel Gutes erfahren. Aber das hierarchische System und der Umgang mit Frauen hat nicht zu mir gepasst.“ In Frankreich ist sie dann auf die Suche gegangen und fand das „Institut Protestant de Théologie“ (IPT) in Paris.
„Ein solcher Weg, Theologie zu studieren ist keine Seltenheit,“ sagt Professor Frédéric Chaval, der am IPT Dogmatik lehrt. „Zahlreiche Studierende kommen zu uns, nachdem sie schon in einem anderen Beruf gearbeitet haben. Bei dem meisten stellte sich irgendwan die Frage, was sie von ihrem Leben noch erwarten. So finden sie dann uns.“

(Foto: Haaks)
Die Pariser Fakultät wurde 1877 gegründet, nachdem zwei Professoren der Universität Straßburg die Stadt aufgrund der deutschen Vorherrschaft nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/1 verlassen hatten. Das Fakultätsgebäude wurde 1879 errichtet. Sie brachten eine als „liberal“ geltende Theologie nach Paris, die im Einklang mit den Religionswissenschaften und dem säkularen Ideal jener Zeit stand. Im Jahr 1905, nach dem Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat (Laizität), wurde die Fakultät unabhängig und von den beiden protestantischen Kirchen getragen: der Reformierten Kirche von Frankreich und der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Frankreich, die heute die Vereinigte Protestantische Kirche Frankreichs (EPUdF) bilden. Die Finanzierung ist eine Herausforderung. 50% des Budgets trägt die EPUdf. 25% übernimmt der französische Staat. 25% müssen als Drittmittel von der Fakultät eingeworben werden.
1972 wurden die Fakultäten von Paris und Montpellier unter dem Dach des Institut Protestant de Théologie zusammengeführt. An dem Institut an den beiden Standorten werden 300 Studierende ausgebildet, wobei sich das Institut in Montpellier auf die digitale Ausbildung und die Pariser Fakultät auf die präsentische Ausbildung konzentrieren. „Die Studierendenschaft ist sehr bunt gemischt. Viele Studierende komen durch das Sudium zum ersten Mal mit der protestantischen Kirche in Kontakt. Nicht jede/r will Pastor oder Pastorin werden. Es gibt viele, die auf der Suche sind. Bei manchen können wir nichts an religiöser Bildung voraussetzen,“ sagt Frédéric. „Aber all das ist sehr bereichernd und fordert uns in der Ausbildung heraus.“
Catalin hat schon eine akademische Ausbildung. Sie ist engagiert und fleißig. Catalins Ziel ist es, in der EPUdF Pastorin zu werden. „Ich arbeite schon ehrenamtlich in meiner Gemeinde mit,“ sagt sie und trägt stolz trägt sie die Hugenottenkreuzkete um ihren Hals. „Unsere Kirche hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Viele Migranten haben sich der Kirche angeschlossen. Ich glaube, dass ich mit dem, was ich mitbringe, die Kirche bereichere,“ sagt Catalin entschlossen.
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