Mofid Karajili ist Pfarrer in Malkieh im Nordosten Syriens. Er schreibt uns: „Ich bin dankbar über den Machtwechsel in Syrien und gleichzeitig angespannt, wie sich die Zukunft entwickeln wird.“
Über die aktuelle politische Lage in Syrien schreibt er: „Syrien ist derzeit in zwei Regionen geteilt – eine westlich und eine östlich vom Euphrat. Im Westen befinden sich die großen Städte Damaskus, Homs, Aleppo und Latakia. Im Osten befinden sich Qamishli, Hassakeh und Malkieh, wo ich Pfarrer bin.
Der Westen ist komplett unter der Kontrolle von den Kräften, die von der Türkei unterstützt werden. Diese tun ihr Bestes, um zu zeigen, dass sie tolerant gegenüber Christen und anderen Minderheiten sind. Sie respektieren unsere Kultur und unseren Glauben. Dennoch können sie nicht verbergen, dass sie radikale Islamisten sind. Sie zeigen offen, dass sie das Land islamisch prägen wollen, aber bisher ohne Verfolgung von Minderheiten. Ein interessantes Detail ist zum Beispiel, dass sie den Alkoholkonsum noch nicht verboten haben.
Der Osten ist unter Kontrolle der kurdischen Milizen. Es gibt eine tiefe Feindschaft zwischen den Kurden und der Türkei. Wir haben eine große Angst, dass es hier zu Kämpfen zwischen den türkisch unterstützten islamistischen Milizen und den kurdischen Milizen, die von den USA unterstützt werden, kommt. Wir hoffen, dass die Türkei und die USA ein Abkommen schließen, damit wir keinen Krieg mehr erleben müssen. Im Moment sieht es so aus, dass die ökonomische Situation besser wird. Das wichtigste für uns ist aber, dass wir in Sicherheit leben können und wir keinen Krieg und keine Zerstörung der Infrastruktur in Syrien mehr erleben müssen.“
Pfarrer Mofid Karajili schickt uns ein Gebet für sein Land im Blick auf den 3. Advent:
„Unser himmlischer Vater,
Du verdienst Ruhm und Würde, weil niemand außer dir ewig währt. Gesegnet sei dein Name, denn du bist der große König, der mit den Menschen umgeht wie ein barmherziger Vater. Wir wissen, dass du hier in Syrien bist. Der Advent erinnert uns daran, dass dein Wille geschehen soll, wie im Himmel so auf Erden. Weihnachten sagt uns, dass du Emmanuel bist: Gott ist mit uns. Deshalb vertrauen wir dir und sind sicher, dass du Syrien und dein Volk dort nicht im Stich lässt. Die Syrer haben lange Zeit unter Unterdrückungsregimen, Kriegen und Armut gelitten. Sie sind jetzt machtlos und schwach, und der Einzige, der ihnen helfen kann, bist du, unser Herr. Bitte zeig den Syrern dein Mitgefühl und deine Unterstützung. Gib den syrischen Kindern Nahrung und Wärme, den alten Menschen Medizin und Würde, den Frauen Schutz und den Männern ein friedliches Leben. Unser Herr, wir beten für die Kirche und andere Minderheiten in Syrien, dass du den internationalen Mächten und Politikern den guten Willen gibst, den Christen und anderen Minderheiten Aufmerksamkeit zu schenken, damit sie geschützt werden. Wir beten für eine gute Zukunft für die Syrer und für alle Menschen im Nahen Osten und auf der ganzen Welt.
In Jesu Namen,
Amen.“
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