Grußwort von Dr. Dutzmann auf dem Konzil der IECLB |
10 Tage vor der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl in Brasilien fand in Cacoal das 33. Konzil der Ev.-Luth. Kirche in Brasilien (IECLB) statt. Jede der 18 Synoden (so etwas wie Kirchenkreise hierzulande) der IECLB hatte im Vorfeld vier Delegierte in das alle zwei Jahre stattfindende Konzil entstandt. In diesem Jahr tagt das Konzil erstmalig in der Amazonassynode, was für sie meisten Delegierten eine Anreise von mehreren tausend Kilometern bedeutet, aber von der Kirchenleitung im Interesse des Zusammenhaltes der Kirche für notwendig gehalten wurde. Viele Delegierte waren noch nie in dieser Region des weiten Landes.
Die Einheit der Kirche angesichts der aktuellen politischen Polarisierungen in Brasilien betonten auch die Synodalberichte. Sie spiegeln die vielfältige Arbeit der IECLB und die große Anzahl an ökumenischen Beziehungen und Vernetzungen in der brasilianischen Gesellschaft wider. Konflikte, auch innerkirchliche, tauchen nur am Rande auf. Sowohl die Kirchenpräsidentin Sylvia Genz als auch ihr Stellvertreter Odaír Braun thematisieren ein schwieriges Thema: In den sozialen Medien gibt es immer wieder Äußerungen, die die Kirche und ihre Leitung beschädigen. Dahinter steht eine Facebookseite mit dem Namen „Alianza Luterana“ (AL), die regelmäßig gegen die Kirchenleitung polemisiert und Falschmeldungen verbreitet. Wer wirklich hinter dieser Seite steht, ist nicht klar. Die Berichte der Kirchenleitung wurden von der Synode zur Kenntnis genommen; eine kontroverse Diskussion fand nicht statt.
Von der EKD war Oberkirchenrat war Frank Kopania, Leiter der Abteilung Auslandsarbeit, zu dem Konzil entsandt worden. Er predigte in der Andacht, die von den ökumenischen Partnern verantwortet wurde. Dabei wies er auf die politische Dimension des Evangeliums hin.
GAW-Präsident Dr. Martin Dutzmann ging in seinem Grußwort auf gemeinsame Herausforderungen ein, die sowohl die IECLB als auch die EKD betreffen. Hier die Worte von Dr. Dutzmann:
„Hohes Konzil, sehr geehrte Kirchenpräsidentin Sylvia Genz, liebe Schwestern und Brüder!
Es ist für mich als Präsident des Gustav-Adolf-Werks, der Obra Gustavo Adolfo, eine große Ehre, auf dem 33. Konzil der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) dabei zu sein und zu Ihnen sprechen zu dürfen und ich danke Ihnen auch im Namen des Generalsekretärs des GAW, Pfarrer Enno Haaks, für die Einladung.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts – genauer gesagt seit 1853 – ist das GAW mit Ihrer Kirche verbunden. Die erste Hilfe aus Deutschland ging damals nach Sao Leopoldo. Seitdem verbindet die IECLB und das GAW eine enge Freundschaft, die insbesondere in der Obra Gustavo Adolfo mit Sitz in Sao Leopoldo einen lebendigen Ausdruck findet. Wir sind sehr dankbar, dass wir mit Rui Bernhard und Harald Malschitzky verlässliche Ansprechpartner haben.
Das Jahresmotto der IECLB für das Jahr 2022 lautet: „Liebe Gott und die Menschen!“ Zur Präzisierung haben Sie das Bibelwort 1. Johannes 3,18 ausgewählt: „Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit“. Wie das mit der Tat und Wahrheit konkret aussehen kann, das erläutern die fünf Worte des Logos: annehmen – dienen – bilden – Frieden stiften – im Dialog sein. Dass das alles in Ihrer Kirche gelingen möge, das wünschen wir Ihnen von Herzen und wo wir können, wollen wir uns gerne beteiligen.
Ich greife drei der fünf Punkte heraus:
Bilden. Zurzeit sind vier Theologiestudierende aus der IECLB bei uns in Leipzig. Drei aus der FLT und ein Student aus der EST. Wir freuen uns, dass diese vier Studierenden bei uns sind, die Sprache lernen/gelernt haben, den Weg auf sich genommen haben, über den brasilianischen Tellerrand schauen, sich mit anderen Studierenden austauschen und dabei einen weiten Horizont bekommen. Diese Zusammenarbeit wollen wir fortführen. Das wollen wir auch deshalb, weil die Studierenden aus Ihrer Kirche auch uns über den Tellerrand schauen lassen. Von ihnen erfahren wir, vor welchen Herausforderungen Sie als evangelische Kirche in Brasilien stehen und welche Lösungen Sie dafür finden. Daraus ergeben sich Impulse für die Gestaltung bzw. Umgestaltung unseres kirchlichen Lebens in Deutschland.
Im Dialog sein. In unseren Kirchen brauchen wir gut ausgebildete Theologen und Theologinnen, die sprach- und dialogfähig sind. Reformatorische Theologie lädt dazu ein, zu differenzieren und nicht zu polarisieren. Letzteres geschieht jedoch zunehmend in unseren Ländern. Wir erleben das in Deutschland und hörten, dass in Ihrem soeben beendeten Wahlkampf heftig polarisiert und polemisiert wurde. Wir hoffen, dass Ihre Kirche wenigstens punktuell zu Dialog und Verständigung beitragen konnte. Ich bin jedenfalls gespannt, was Sie dazu berichten werden, denn auch die evangelische Kirche in Deutschland sieht sich Vereinfachern und Populisten gegenüber. Da hoffen wir, von Ihnen lernen zu können.
Frieden stiften. In Europa treibt uns der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine besonders um. Unsere reformierten und lutherischen Partner berichten uns von der Not, den Opfern, den vielen Geflüchteten. Wir sind sehr dankbar, dass Sie unsere Ukrainenothilfe unterstützt haben. Das ist alles andere als selbstverständlich. Gemeinsam hoffen wir auf ein baldiges Ende dieses Krieges und auf einen nachhaltigen gerechten Frieden.
„Liebe Gott und die Menschen!“ Wir sind, liebe Schwestern und Brüder gespannt, welche Konkretionen Sie für Ihr Jahresthema bereits gefunden haben und noch finden werden und hoffen auf Anregungen für unser eigenes kirchliches Leben. Gerne unterstützen wir Sie mit den Möglichkeiten, die wir haben.
Gott segne Ihr Konzil, Ihre Kirche und das Zusammenleben der Menschen in Ihrem wunderschönen Land.“
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