Barbara Schoch im Gespräch mit GAW-Präsident Dr. Dutzmann |
Barbara Schoch ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Mit viel Engagement begleitet sie die bilinguale Schule der reformierten Gemeinde in Ruíz de Montoya. „Anfang der 1980er Jahre kam ich aus der Schweiz in diese Region. Ich wollte drei Jahre bleiben. Die Verlängerung geht bis heute,“ sagt sie lachend. „Mir sind die Menschen der indigenen Guaraní-Bevölkerungsgruppe ans Herz gewachsen.“ sagt sie. Barbara ist getragen von der Vision, den Guaraní dabei zur Seite zu stehen, sich in die Mehrheitsgesellschaft zu integrieren, ohne ihre Wurzeln zu verlieren. „Denn wer keine Wurzeln hat, der geht verloren!“
Anfang des 20. Jahrhunderts siedelten sich in Misiones zunehmend europäische Einwanderer an und drängten die Guaraní-Indigenas aus ihrem angestammten Lebensraum. Diese wurden gezwungen, sesshaft zu werden. Ein neues Indigenen-Dorf entstand in Takuapi, unweit von Ruiz de Montoya, einer Kolonie evangelischer Schweizer.
Schulklasse in Takuapi |
Die Guaraní begannen, sich mit den Lebensgewohnheiten, der Sprache und der Denkweise der weißen Siedler auseinanderzusetzen. Auf ihren Wunsch hin gründete ein Lehrerehepaar 1980 eine Schule, wo alle Generationen gemeinsam die spanische Sprache lernten. Die Schule wuchs und wurde vom argentinischen Staat vor 20 Jahren als „Instituto Aborigen Bilingüe Takuapi“ anerkannt. „Weiße“ und Guaraní sind inzwischen gemeinsam als Lehrer tätig. „Es ist wichtig, dass alle die Sprache der Guaraní können,“ sagt Barbara. „Und es ist wichtig, dass aus der Gemeinschaft Lehrer dabei sind!“ Stolz zeigt sie auf einen jungen Lehrer, der das Studium der Pädagogik geschafft hat und in die Gemeinschaft zurückgekommen ist, um hier zu arbeiten. „Er ist ein Glücksfall für die Schule“, sagt Barbara.
In den ersten Klassen sind alle Lehrmittel zweisprachig. Sie nehmen auch inhaltlich Bezug auf die Welt der Guaraní. So hilft die Schule, die spanische Sprache und die argentinische Kultur kennenzulernen, ohne dabei die Guaraní-Kultur und Sprache zu verlieren. Dank einer Schulküche ist auch die Mangelernährung der Schüler zurückgegangen.
Das GAW hat mehrfach dieser beeindruckenden Schule geholfen – insbesondere auch durch die GAW-Frauenarbeit.
Takuapi ist ein überzeugendes Projekt, doch gibt es offenen Fragen: Wie gelingt die Integration der Kinder in das öffentliches Schulsystem? Welche Zukunft haben die Indigenen in der argentinischen Gesellschaft? Wie wird die indigene Kultur auch von der IERP-Gemeinde Ruiz de Montoya und überhaupt von der gesamten Gesellschaft wertgeschätzt? Ein langer Prozess ist die Herausforderung des gemeinsamen Zusammenlebens und gegenseitigen Achtens.
Derzeit helfen zwei junge Freiwillige aus Deutschland in der Schule mit.
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