Grußwort des GAW-Präsidenten Dr. Dutzmann in der Kirche in Pimenta Bueno |
„Na – wie geht`s? Alles gut?“ fragt Martin Discher im pommerschen Dialekt, als wir zum Sonntagsgottesidenst in der lutherischen Gemeinde der IECLB in Pimenta Bueno kommen. Er ist Vorsitzender der 80-köpfigen Gemeinde.
Die Kirche liegt direkt an der Bundesstraße, die die beiden Bundesstaaten Mato Grosso und Rondônia verbindet. Mit Soja belandene LKWs donnern hier laufend vorbei. In dem 1.400 Kilometer entfernten Amazonas-Hafen Manaus wird die Fracht auf Schiffe geladen und nach Europa und USA verschifft.
1970 wurde in Pimenta Bueno eine lutherische Gemeinde gegründet. Die ersten Siedler kamen von der weit entfernten Küste hierher. Sie waren auf der Suche nach neuem Land, das ihnen in Rondônia versprochen wurde. Martin Discher – der Onkel des jetzigen Kirchenvorstehers – begann kurz seiner Ankunft, lutherische Siedler in einer Gemeinde zu sammeln. Schnell stellten die Siedler ein Grundstück zur Verfügung und bauten eine Holzkirche.
Martin Discher begleitete diese Gemeinde zwei Jahre. Zwei bis drei Mal im Jahr kamen Pfarrer und besuchten die Gemeinde, tauften, konfirmierten – und gingen wieder. Die Gemeinde organisierte sich derweil selbst, feierte Gottesdienste, organisierte einen Kirchenchor und hielt mit den Kindern Sonntagsschule.
Endlich kam mit Gerardo Schacht 1972 der erste Pfarrer nach Pimenta Bueno – und ganz Rondônia. „Bist du zu Besuch oder bleibst du?“, wurde er von den Menschen gefragt. Er blieb und baute die Gemeinde – die mit 52 Jahren älteste Gemeinde im Bundesstaat. Zur gesamten Parochie gehören 1.700 Personen, die heute von zwei Pastoren betreut werden. Damit ist die Parochie die größte in der lutherischen Synode Amazonien, die insgesamt nur 6.700 Mitglieder hat.
Kirche in Piementa Bueno |
Ein lebendige Gemeinde sammelt sich an der Bundesstraße, singt fröhlich und scheint offen und einladend zu sein.
Irritationen gab es an diesem Sonntagmorgen dann doch: Direkt vor dem Eingang der Kirche parkte ein freundlicher älterer Mann sein Auto, das mit Bolsonaro-Aufklebern verziert war. Wir fragten den Pfarrer, ob er das Gemeindeglied bitten könnte, mit seiner politischen Werbung außerhalb des Kirchengeländes zu parken? „Das wäre schwierig“, so die Synodalpastorin Engelhardt. „Der Pfarrer könnte Probleme bekommen. Mehrheitlich wählt man in der Region Bolsonaro, obwohl er polarisiert. Wir können als Kirche nur immer wieder zum Dialog einladen. Aber allein schon eine Atmosphäre herzustellen, die zum Dialog in politischen Fragen einlädt, ist in der derzeitigen gesellschaftlichen Situation schwierig.“
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