Bischof Zán Fábián von der Reformierten Kirche in
Transkarpatien blickt trotz der jüngsten Erfolge der ukrainischen Armee besorgt
in die Zukunft. Denn durch den Mobilisationsbefehl macht Russland deutlich,
dass es sich auf einen langen Krieg einstellt.
Die Schlachtfelder im Osten der Ukraine sind zwar weit vom
Transkarpatien entfernt. Der Landstrich grenzt an Polen, die Slowakei, Ungarn
und Rumänien. Doch die Folgen des Krieges sind auch hier sicht- und spürbar,
nicht zuletzt auf den Friedhöfen. „Wir haben immer öfter Beerdigungen von
gefallenen Soldaten in unseren Gemeinden“, sagt Zán Fábián. Gerade jetzt, wo das
Bataillon aus Transkarpatien, dem auch viele junge Männer aus den
ungarischsprachigen Dörfern angehören, an der vorderen Linie der Front im Gebiet
Cherson war und aufgerieben wurde, sodass nur noch 20 % der Kämpfer
einsatzfähig sind, wie er erzählt.
„Das Bild, das von der ukrainischen Armee vermittelt wird,
dass sie nur die westlichen Waffen braucht und mit allem anderen sonst versorgt
ist, das stimmt so nicht. Unsere Armee hat nicht mal genug zu Essen.“ Ein
junger Mann aus seiner Gemeinde wurde von seinem Bataillon nach Hause geschickt
mit dem Auftrag, dort Essen und Kleidung für die Kameraden zu besorgen. Die
Kirchengemeinde konnte Essensvorräte anbieten und hat in Rumänien Gummistiefel
und Regenmäntel bestellt. Der Rest der Bedarfsliste war für sie nicht machbar.
Alle Hilfen sind wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.
„Kürzlich haben wir 50 Rollstühle an ein Krankenhaus in der Nähe von Kiew geschickt“,
berichtet Zán Fábián. Als sich das Krankenhaus mit Dank zurückmeldete, sagten
sie, dass sie eigentlich 500 Rollstühle bräuchten … So viele Leute haben ihre
Beine verloren. Mit Unterstützung der Johanniter in Ungarn werden demnächst
drei Krankenwagen weitergegeben.
Wie viele Menschen die Ukraine verlassen haben, wird jetzt,
wenn das Schuljahr wieder angefangen hat, deutlich. „Im Kindergarten, den wir
2017 für 80 Kinder eröffnet haben, sind jetzt nur 30 Kinder,“ sagt Zán Fábián.
Ein wenig Stolz schwingt in seiner Stimme mit, wenn er hinzufügt: „Unsere
kirchliche Gruppe ist voll. Aber die beiden staatlichen Gruppen haben zusammen
nur zehn Kinder. Auch unsere kirchlichen Schulen sind alle voll, während die
staatlichen leer sind.“ Eher beiläufig erwähnt der Bischof, dass es auch
Probleme mit der Stromversorgung gibt. „Wir haben das schon in den 1990er Jahren
erlebt. Da waren die Unterbrechungen noch länger.“
Die reformierte Kirche versucht, nach Möglichkeiten die
Armee, Kinderheime und Bedürftige in den eigenen Dörfern mit Lebensmitteln zu
versorgen. „Wir haben so viel Nachfrage, dass wir nicht alle beliefern können“,
sagt Zán Fábián. Für Pfarrfamilien gibt es dank einer amerikanischer Stiftung
Notpakete, die für 30 Tage reichen müssen. Mit Hilfe einer Großaktion der
Ungarischen Reformierten Hilfswerks soll nun in Ungarn ein Lager mit
Lebensmitteln angelegt werden. Der Bischof ist froh, dass die Mitarbeitende der
Diakonie zumindest zurzeit davor geschützt sind, eingezogen zu werden. So kann
die Versorgung von Menschen weitergehen.
Aber wie es im Herbst wird, wenn es kalt wird, im Winter?
„Wir wissen nicht, welche Schritte der Staat und die Armee als nächstes machen
werden.“
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