Sabbagh mit NESSL-Generalsekretär Joseph Kassab |
Mathilde Sabbagh ist die erste Frau, die in Syrien zur Pfarrerin ordiniert wurde. Bereits 2016 ging sie mitten im Krieg in ihre evangelische Heimatgemeinde in Hassakeh in Nordostsyrien zurück, um dort den Pfarrer zu ersetzen, der vor dem Krieg geflohen war. Sie baute eine große Kinder- und Jugendarbeit auf und koordinierte die humanitäre Hilfe für hunderte Familien. Krieg, Wirtschaftskrise und Corona verhinderten all die Jahre, dass der Gottesdienst zu ihrer Ordination stattfinden konnte. Am 3. April 2022 war es endlich so weit: Mathilde Sabbagh wurde als erste Frau in Syrien zur Pfarrerin ordiniert. Hier ihr Bericht:
„Seit meiner Ordination hatte ich noch gar keine Zeit zum Nachdenken. Immer wieder klopfen Leute an mein Büro, um mir zu gratulieren. Der Ordinationsgottesdienst lief wirklich sehr gut, obwohl es eine halbe Stunde zuvor eine Explosion in der Stadt gegeben hatte – zum Glück nicht in unserer Nähe, sodass wir den Gottesdienst normal beginnen konnten. Es war beeindruckend, dass so viele Pfarrer der Evangelischen Kirche in Syrien und im Libanon (NESSL) nach Hassakeh kommen konnten! Wir waren sehr aufgeregt, ob sie wirklich kommen würden. Schießlich war es der erste Flug von Beirut nach Hassakeh seit sehr langer Zeit. Aber das Flugzeug ist angekommen, Gott sei Dank!
Zu dem Gottesdienst kamen nicht nur Pfarrer meiner Kirche, sondern auch Geistliche anderer Kirchen. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich auch über meine Ordination freuten und mich akzeptierten. Die katholischen Priester nahmen sogar an den Feierlichkeiten nach dem Gottesdienst teil.
Auch wenn die pastorale Arbeit sich durch meine Ordination nicht ändern wird, denke ich, dass die Ordination einen symbolischen Unterschied macht. Zwar fühlen sich einige Menschen davon provoziert, aber es ist gut, dass die NESSL es gemacht hat. Diese Entscheidung der Männer war ein Akt der Gerechtigkeit gegenüber Frauen. Schießlich haben mich Männer ordiniert, keine Frauen. Das macht in unserer patriarchalen Gesellschaft leider einen großen Unterschied. Es war ein sehr wichtiges Symbol, dass sechs männliche Pfarrer eine weibliche Pfarrerin ordiniert haben.
Und nicht zuletzt ist es erfreulich, dass endlich einmal positive Nachrichten aus Hassakeh kommen – einem Ort, der so viel Schrecken erlebt hat!“
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