Seit 1904 wirbt das GAW bei Kindern und Jugendlichen und vor allem bei Konfirmanden um Spenden für ein Projekt, das Gleichaltrigen in der weltweiten Diaspora zugutekommt. Anders als bei vielen anderen Hilfsprojekten, fällt hier dem gemeinsamen, geteilten Glauben eine zentrale Rolle zu. Evangelische Christen helfen evangelischen Christen! Hier wird protestantische Solidarität lebendig.
Die Konfirmationsgabe des GAW 2021 ist bestimmt für ein Schutzhaus in Litauen … |
Am Tag ihrer Konfirmation werden die Konfirmanden vollwertige Glieder einer Gemeinde – einer ganz konkreten lutherischen, reformierten oder unierten Gemeinde. Und zugleich gehören sie zu einer weltweiten Christengemeinschaft, die sich in orthodoxe, katholische, lutherische, methodistische und viele andere Konfessionen entfaltet. Diese Kirchen sind Glieder an einem Leib, oft wird auch das Bild von Brüdern und Schwestern benutzt. In einer Familie ist die Verantwortung füreinander am Größten, das sagt die jüdisch-christliche Tradition.
Evangelische Christen sind in den meisten Gegenden der Welt nur eine relativ kleine Gruppe, die verstreut zwischen anderen, größeren Glaubensgemeinschaften leben. Nicht immer werden z.B. die Lutheraner in Kolumbien oder die Reformierten in der Ukraine von der Mehrheitskirche ernst- oder überhaupt wahrgenommen. In manchen Regionen der Welt werden (evangelische) Christen diskriminiert oder gar verfolgt. Das GAW als Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland stärkt sie und damit die evangelische Stimme in der Ökumene.
Im Sprachgebrauch des 19. und 20. Jahrhunderts wurde die Konfirmandengabe manchmal auch als „Dankopfer“ bezeichnet. Das klingt heute ziemlich antiquiert und trifft trotzdem den Kern.
Am Tag der Konfirmation dreht sich die ganze Aufmerksamkeit der Familie und der Verwandtschaft um den Konfirmanden. Oft gibt es aus diesem Anlass Geldgeschenke und es gibt Jugendliche, für die solche Geschenke einer der Beweggründe sind, sich konfirmieren zu lassen. Davon etwas abzugeben ist in der Tat ein Opfer. Der christliche Glaube weiß: Wer gibt, empfängt auch! Abgeben will gelernt sein. Teilen gehört zum Glauben. Die Konfirmandengabe hilft – vor allem, wenn das Thema und die Projekte schon in den Konfirmandenunterricht eingebunden werden – dabei, den Blick für andere zu weiten und betont die Gemeinschaft mit ihnen.
… und für ein Flüchtlingsprojekt in Griechenland. |
Adolf Künzel, Oberkirchenrat aus Österreich, zählt in einem Brief an Konfirmanden vom Jahr 1958 auf, warum es seiner Meinung nach den Jugendlichen in Deutschland gut geht und fügt hinzu: „Ihr habt viel Grund zum Danken! … Nun bringt diesen Dank dar nicht nur mit Worten, sondern mit einer guten Tat!“ Die Projekte evangelischer Christen in der Welt, die mit der Konfirmandengabe des GAW vorgestellt werden und auf eine „guten Tat“ warten, haben im Vergleich zu anderen Hilfsprojekten eine Besonderheit – sie kommen Kindern und Jugendlichen zugute und stärken zugleich evangelische Gemeinden und Kirchen.
Am dem Tag, an dem die Konfirmanden in Deutschland vollberechtigte Mitglieder ihrer Gemeinde werden, ist der eigene Glaube keine Nebensache. Die Konfirmandengabe schärft das Bewusstsein für die Zusammengehörigkeit einer weltweiten Glaubensgemeinschaft.
„Ihr habt viel Grund zum Danken! … Nun bringt diesen Dank dar
nicht nur mit Worten, sondern mit einer guten Tat!“
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