Seniorenpflegeheime arbeiten in Rumänien derzeit unter
besonders schwierigen Bedingungen. Die Pflegekräfte wechseln sich in zwei
Schichten von jeweils 14 Tagen ab – alles, um die Bewohner zu schützen: Für
zwei Wochen ziehen sie ins Heim ein, arbeiten und leben dort zusammen mit den
Bewohnern. Dann kehren sie nach Hause zurück und verbleiben dort 14 Tage lang
in häuslicher Quarantäne, während die nächste Schicht ins Heim einzieht.

Die Leiterinnen zweier kirchlicher Pflegeheime beschreiben, was dieses
Verfahren für die Angestellten bedeutet. Anna Kozma leitet das reformierte
Seniorenpflegeheim in Cluj (Klausenburg). Erst Ende 2019 wurde das Heim mit 68
Plätzen eröffnet und in der Corona-Krise gleich vor die erste Herausforderung
gestellt. Anna Kozma schreibt: „Wir mussten Besuche verbieten, was viele
Schwierigkeiten mit sich brachte. Es war nicht einfach, den Bewohnern zu
erklären, wieso sie keine Besucher empfangen können. Gleichzeitig war es auch
schwer für die Mitarbeiterinnen, ihre Familien, Kinder und Eltern für zwei
Wochen zu Hause zu lassen.

Wir wurden zu einer kleinen Gemeinschaft, die Truppe wuchs
sehr eng zusammen. Wir feierten Ostern und Geburtstage zusammen, nahmen
zusammen das Abendmahl, wir waren zusammen, als jemand von uns ging und auch
als sich die Mitarbeiter um die Zuhausegebliebenen sorgten. Die Älteren wurden
verständnisvoller und die Mitarbeiter einfühlsamer der Situation und den damit
verbundenen Stimmungslagen der Einwohner gegenüber. Es gab gemeinsame Tänze und
Gesänge; das Ganze brachte uns näher zueinander. Am vorletzten Tag bereiteten
die Bewohner ein Geschenk für die Mitarbeiter vor, die vor der Heimkehr
standen. Dabei entstand auch ein Brief, den wir später für alle Mitarbeiter
vervielfältigten.

Für das Management und die Sozialarbeiter ist dies nun die
vierte Woche eingeschlossen im Heim. Die Unterbringung, Verpflegung und
Organisation der notwendigen Einkäufe war und ist eine ziemliche
Herausforderung. Eine weitere wirtschaftliche Herausforderung besteht darin,
freie Stellen zu erhalten, bis wir neue Bewohner aufnehmen dürfen. Der Staat
verspricht zwar finanzielle Unterstützung und Tests für das Personal, aber von
der Umsetzung haben wir leider noch nichts gesehen. Neben körperlicher
Erschöpfung kommt noch die tägliche Belastung durch Angst und schwierige
Entscheidungen. Bisher ist mit Gottes Hilfe alles gut gegangen. Zusammen mit
meiner Kollegin versuchen wir die Normalität so weit wie möglich
aufrechtzuerhalten. Unter Berücksichtigung der Sicherheitsbestimmungen halten
wir Gruppensitzungen ab, gehen an die frische Luft im Hof und organisieren
Videogespräche mit Verwandten, damit sie die Abschottung so wenig wie möglich
zu spüren bekommen.

Ich würde gerne glauben, dass diese Zeit nicht nur unsere
Bewohner sicher und gesund hält, sondern auch andere positive Wirkungen hat. Es
hat uns zu einer anderen Gemeinschaft gemacht und tut es immer noch und dass
wir uns helfen die alltäglichen Schwierigkeiten besser überwinden zu
können.“

Auch das Pflegeheim der Evangelischen Kirche A.B. in Sibiu
(Hermannstadt) ist von diesem Verfahren betroffen. Zum Glück sind bisher sowohl
das Pflegeheim als auch die beiden Hospize virusfrei. Das Personal wird alle 14
Tage getestet. Der 14-tägige Schichtdienst belastet vor allem die
Mitarbeiterinnen mit Kindern, denn die Schulen und Kindergärten sind ja auch
geschlossen. Die Leiterin Ortrun Rhein berichtet, wie knapp und teuer die
Schutzmaterialien geworden sind:

„Die Preise für Mundschutz, Einweghandschuhe und
Desinfektionsmittel sind in der Krise in die Höhe geschnellt. Aber wenn wir
wollen, dass die Mitarbeiter geschützt sind – besonders auch im Hospiz, wo wir
täglich Patienten aufnehmen – müssen wir genügend Schutz anbieten und das geht
tief in unser Budget. Aber so wie fast alles immer auch eine positive Seite
hat, machen wir mehr Teambuilding als je zuvor! Wäre da nur nicht dieses
Virus…“