Bibelstunde in Zagreb mit Bischof Peter Szenn |
„Das ist Diaspora!“ dachte ich, als ich in der reformierten Gemeinde in Zagreb mit Bischof Peter Szenn, dem Kurator der kleinen Gemeinde und einer älteren ungarischstämmigen Frau um einen Tisch herum sass und an einer Bibelstunde zu 1. Samuel 18,1-4 teilnahm. Es ging um David und Jonathan und wie sich ihre Herzen miteinander verbanden. Bischof Szenn sprach über Freundschaft und das, was einem lieb und teuer ist, und davon dass Gott in seiner Freundschaft zu uns Jesus geschickt hat aus lauter Liebe. Andächtig hörten die wenigen Teilnehmenden zu.
Bischof Szenn hatte vorher noch in einer Schule in Osijek unterrichtet und kam die 2 1/2 Autostunden extra zur Bibelstunde nach Zagreb. Dreimal monatlich macht er das. Die Gemeinde ist vakant. Seine eigene Gemeinde liegt im Osten des Landes. Was für ein
Bischof Szenn und GS Enno Haaks |
Aufwand.. was für ein Einsatz… Aber das ist eben auch Diaspora: man steht zu seinen Leuten, egal wie viele kommen. man steht zu ihnen, sie zu sammeln und nicht zu verlieren. Und das kann schnell gehen. In Zagreb ist der Pfarrer Ende 2017 gegangen und ganz aus der Kirche ausgeschieden. Als er ging kamen höchstens noch vier Gemeindemitglieder zum Gottesdienst. Jetzt sind es immerhin schon wieder 20-30. Auf der Gemeindegliederliste in Zagreb stehen ca. 50. Die will der Bischof nach und nach zurückgewinnen. „Aber dafür brauche ich einen Pfarrer, der diese Gemeinde und zwei weitere vakante Gemeinden betreut, bei den Leuten ist, sie begleitet und um sie weiß!“ sagt Szenn. In der Zagreber Gemeinde ist die gemeinsame Sprache Kroatisch. Normalerweise wird in den reformierten Gemeinden Kroatiens Ungarisch gesprochen.
Die Kirche selbst ist klein und hat nach dem Balkankrieg erheblich gelitten und viele Menschen verloren, die geflohen und nicht zurückgekommen sind. Meist sind sie in Ungarn geblieben. Zudem gehen viele junge Leute aus den Landgemeinden im Osten fort, weil sie keine Arbeit in der strukturschwachen Regionen finden und woanders mehr Geld verdienen können.
Ob die Kirche noch 4.000 Gemeindemitglieder hat… – das ist nicht so klar. „Wir müssen als Kirche aktiver werden, die Leute einladen und binden. Denn wir haben viel den Menschen anzubieten: nämlich die Freundschaft Gottes zu uns. Die gibt Kraft und stärkt uns für alles im Leben!“ so Szenn.
Zur Reformierten Christlichen Kirche Kroatiens gehören 23 Gemeinden, die von neun Pfarrer*innen betreut werden. Auch das ist zu wenig. Es fehlt an Theologennachwuchs. Das Problem wird sich verschärfen, weil Ende diesen Jahres zwei Pfarrer in Rente gehen werden. Aus Ungarn wird es einen jungen Pfarrer geben, der unterstützend kommt. Die finanziellen Bedingungen sind nicht so schlecht für Pfarrer*innen in Kroatien. Sie erhalten ca. 700 Euro monatlich, die weitgehend vom kroatischen Staat bezahlt werden.
Kommentare