Evangelische Kirche
in der Nähe von Prag |
Im Dezember 2018 feiert die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) 100 Jahre ihres Bestehens. In ihrer heutigen Form ist sie durch
die Vereinigung der bis dahin getrennt existierenden Evangelischen Kirche
Augsburgischen Bekenntnisses und der Kirche Helvetischen Bekenntnisses
entstanden. Diese Vereinigung wurde erst nach dem Zusammenbruch des Habsburgischen Reiches und der Gründung der Tschechoslowakei möglich. Damit ist die EKBB eine echte „unierte Kirche“, deren Wurzeln in die böhmische, lutherische und calvinistische Reformation reichen.
Die Feierlichkeiten stehen auch unter dem Eindruck eines sich wandelnden Gesellschaft in Tschechien. Sie ist derzeit geprägt von einer wachsenden Intoleranz, von unterschiedlicher, sich bekämpfender Meinungen z.B in Fragen der Migrationspolitik. Diese Differenzen reichen auch in die Kirche hinein und zeigen sich, sobald es um Dialog und Kompromisse geht.
In der Kirche selbst erzeugt die Frage des Umgangs mit den Geldern des Staates für die Restitutionen erneut Spannungen. Dabei geht es um zwei Dinge: Restitutionszahlungen für ehemals verstaatlichte Güter und die sukzessive weniger werdenden staatlichen Zuschüsse für die Pfarrgehälter. Es gibt eine synodale Grundsatzentscheidung, aber dies verhindert nicht, dass die Diskussionen immer wieder neu aufflammen. Das geht es um den Umgang mit Gewinnen aus Fonds. Dürfen diese Gelder verwendet werden? Eine andere Frage betrifft Kreditaufnahmen: Sind sie erlaubt für größere Bauvorhaben? Und wie wird mit Rückzahlungen umgegangen?
Schwierig gestalten sich in Tschechien die ökumenischen Beziehungen. Der katholische Kardinal zeichnet sich durch eine Nähe zum wiedergewählten, aber umstrittenen Präsidenten aus.
Auch die Frage des Pfarrernachwuchses ist belastend, weil zu wenige Kandidaten gefunden werden, die Interesse an Theologie und der Kirche haben. Der Synodalsenior fragt selbstkritisch: Sind wir in der Lage, den Glauben unseren eigenen Kindern glaubwürdig vermitteln?
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