Rev. Najla Kassab |
„Komm: Lass uns beten! – das wäre zynisch zu jemandem sagen, der in einer konkreten Not als Ausgebombter, Vertriebener, Obdachloser oder aus anderer Not zur Kirche kommt – sei es in Aleppo, Homs, Qamishly, Mhradeh oder an anderen Orten in Syrien. Dieser Mensch in Not braucht konkrete Hilfe. Er braucht Nahrung, Obdach – eben materielle Unterstützung. Er braucht eine Perspektive. Wir können nicht sagen, dass wir nicht helfen können oder, dass wir nichts tun können. Das wäre ein glaubensloser und untröstlicher Satz. Zum Glauben gehört die konkrete gute Tat!“ das sagte in einer beeindruckenden Zusammenfassung der Herausforderungen der evangelischen Kirche (NESSL – National Evangelical synod of Syria and Lebanon) in Syrien Pfarrerin Najla Kassab, die gleichzeitig Präsidentin der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) ist. „Wir müssen versuchen reale Hilfe im Leben der Menschen zu geben. Dazu müssen wir die Kirchenmauern verlassen und zu den Menschen gehen, Perspektiven eröffnen, Chancen zum Bleiben schaffen – wenn es geht Obdach herrichten und bei Arbeitsperspektiven zu helfen – und das so gut es geht. Beten allein reicht nicht! Das heißt für uns: Der Gottesdienst am Sonntag muss sich im Alltag – und ganz besonders JETZT in Syrien – bewähren und konkret werden.“
Und Najla führt weitere Herausforderungen auf, vor denen die Kirche steht: „Es geht um Fragen der Sicherheit, die brüchig ist, wie man nach den jüngsten Raketenangriffen erlebt hat und die Folgen davon. Dann geht es auch darum, Treffen der evangelischen Gemeinden, die in ganz Syrien verteilt sind zu ermöglichen. Transportkosten sind dabei ziemlich hoch. Aber es gilt, den Zusammenhalt der Kirche zu stärken, und damit den Glauben zu stärken. Denn aus dem Glauben heraus gilt es die christlichen Werte zu wahren: keine Gewalt auszuüben, keine Rache zu erlauben, Gutes tun an jedermann. Mit all dem gilt es der Jugend der Gemeinde Halt zu geben und ihnen Chancen und Hoffnung auf eine Zukunft in Syrien zu geben, denn viele junge Leute haben das Land verlassen. Werden sie wiederkommen, wenn es Frieden gibt? Das ist ein großes Problem der Kirche. Und schaffen wir es, mit denen in Kontakt zu bleiben, die fern sind in Europa oder an anderen Orten? Und eine ganz große Herausforderung wird es sein, versöhnend in die syrische Gesellschaft hineinzuwirken. Als Libanesen kennen wir die schlimmen Traumata eines langen Bürgerkrieges. Diese Wunden sind noch lange nicht verheilt. Wird das in Syrien gelingen…? Gerade dafür braucht es die christlichen Kirchen und die Botschaft des Evangeliums und der HERRN der Kirche, der spricht: Lasst euch versöhnen mit Gott!“
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