Am 4. September fand aus Anlass des Reformationsjubiläums im Teatro Colón in Buenos Aires (Argentinien) ein Konzert statt. Auch der Staatspräsident nahm an dieser Feierlichkeit teil und bat die Teilnehmenden verschiedenen evangelischen Kirchen – darunter auch die Evangelische Kirche am La Plata (IERP) -, ihren wichtigen sozial-diakonischen Einsatz in der argentinische Gesellschaft fortzuführen. Mit seiner Anwesenheit und seinen Worten bemühte er sich, um Vertrauen zu werden und zu zeigen, dass die evangelischen Kirchen in der Gesellschaft wahrgenommen werden.
Nachdem er seine Rede beendet hatt,e rief einer der anwesenden Pastoren laut: „Wo ist Santiago Maldonado?“ In diesem Moment applaudierten zahlreiche Teilnehmende. Andere wiederum mahnten zur Ruhe.
Santiago Maldonado ist der erste Verschwundene in Argentinien seit
1983, seit nach der brutalen Zeit der Diktatur die Demokratie wieder eingeführt wurde. Der 28-jährige politisch engagierte Santiago Maldonado war am 1. August verschwunden, nachdem Gendarmerie- und Polizeikräfte in die indigene Gemeinschaft „Pu Lof de Resistencia“ eingedrungen waren. Drei Zeugen gaben der Justiz gegenüber an, sie hätten beobachtet, wie Maldonado in Richtung eines nahe gelegenen Flusses geflohen sei und sich dort versteckt hielt. Danach hätten sie aus der Entfernung gesehen, wie eine Person, die Maldonado ähnelte, von Gendarmen verhaftet auf einen LKW verladen wurde. Wenn auch diese Person nicht mit letzter Gewissheit als Maldonado identifiziert werden konnte, so belegen die Zeugenaussagen dessen Präsenz vor Ort zum Zeitpunkt des Angriffs. Da keine weitere Person der Gemeinde vermisst wird, liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei der verhafteten Person um Maldonado handelte.
Der Einsatz hatte offiziell zum Ziel, die Gleise des touristischen Zuges „La Trochita“ von Blockaden zu befreien. Dieser Zug fährt durch ein von Mapuche besetzte Landstück, das größtenteils an die Firma Compañía de Tierras Sud Argentino S.A. de Benetton verkauft worden ist. Die Mapuche fordern die Rückgabe und gründen ihre Besitzansprüche auf die von Argentinien unterzeichneten internationalen Abkommen und auf nationale Normen, wie die UN-Deklaration über die Rechte indigener Völker von 2007 und das neue Zivil- und Handelsgesetzbuch von 2015. Maldonados Verschwinden weckt schlimme Erinnerungen an die argentinische Militärdiktatur (1976-1983). Bis jetzt weist die Regierung die Verantwortung zurück. Es gibt inzwischen viele Demonstratione, die eine Aufklärung des Falles fordern. Menschenrechtsorganisationen und Kirchen wie die IERP prangern auch die zunehmende Gewalt an, die von Polizeikräften ausgeübt wird.
Der Ruf des evangelischen Pastors während des Konzertes reiht sich ein in die Forderung nach Aufklärung und setzt der Regierung Macri zu. Und man spürt bei dieser tragischen Geschichte die langen Schatten der brutalen Gewalt aus der Zeit der Militärdiktatur.
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