Bischof Dr. Tamás Fabiny |
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Der ungarische Bischof Tamás Fabiny hat die Flüchtlingspolitik seines Landes kritisiert. Insbesondere die Entscheidung des ungarischen Parlamentes vom Dienstag, Asylbewerber künftig in Grenznähe zu internieren, sieht der Theologe mit Sorge. Der Evangelische Pressedienst (epd) befragte den Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Ungarn während eines Besuches in Brüssel.
Wie sieht die aktuelle Situation von Flüchtlingen in Ungarn aus?
Tamás Fabiny: Die Regierung und das Parlament haben die Asyl- und Fremdengesetze in den letzten zwei Jahren systematisch verschärft. Im Dezember wurde das vielleicht beste Flüchtlingslager Ungarns in der Nähe von Budapest geschlossen, und viele von denjenigen, die dort auf das Ende ihres Asylverfahrens warteten, wurden in ein Zeltlager überstellt – bei Temperaturen bis minus 15 Grad. Ich befürchte, dass die Regierung alle Flüchtlinge an der Grenze stoppen will. Nunmehr werden alle Flüchtlinge in sogenannte Transitzonen gebracht werden, die sie bis zur Entscheidung über ihren Asylantrag nicht verlassen dürfen.
Noch besorgniserregender ist es, dass der Schutz der unbegleiteten Minderjährigen und der Familien größtenteils abgeschafft wird.
Fabiny: Die Regierung sagt: Hilfe muss dorthin exportiert werden, wo das Problem entsteht. Damit kann man natürlich einverstanden sein. Die Regierung hat also Hilfsprogramme in Syrien und im Irak angekündigt, zugunsten – in erster Linie – christlicher Gemeinschaften.
Wie sieht Ungarn die deutsche Flüchtlingspolitik?
Fabiny: Ministerpräsident Viktor Orban stellt es so dar, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Meinung geändert habe und die „Willkommenskultur“ für keinen Erfolg halte. Ich sehe das ein bisschen anders. Ich habe verschiedene erfolgreiche Integrationsprojekte für Flüchtlinge in Deutschland besucht. Wenn wir der ungarischen Bevölkerung diese konkreten Beispiele vermitteln könnten, gäbe es dort weniger Angst vor Migranten.
Wie gehen die Kirchen in Ungarn heute mit Flüchtlingen um?
Fabiny: Die wichtigste Aufgabe der Kirche ist es, den Hass gegenüber Migranten zu bekämpfen. Die Kirchen haben zum Beispiel viele Schulen. Unsere Kirche hat in den Schulen eine Null-Toleranz-Politik bei Hass gegen Ausländer, Juden, Homosexuelle oder Flüchtlinge eingeführt. Wir können auch positive Beispielen von Integrationsprojekten geben, dadurch können wir das Denken in der ungarischen Öffentlichkeit positiv beeinflussen. Die Kirchen sind auch in einem Gremium der Regierung tätig, um die Christenverfolgung in anderen Ländern zu bekämpfen. Unsere Hilfe für Flüchtlinge ist nur glaubwürdig, wenn wir unsere Stimme auch gegen die Verfolgung von Christen anderswo auf der Welt erheben – und umgekehrt.
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