Pfarrer Mikuláš Vymětal ist seit über zwei Jahren gesamtkirchlicher Pfarrer für humanitäre Aktivitäten, Minderheiten und sozial Ausgegrenzte in der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder. Eindrücklich berichtet er von zahlreichen Aktivitäten und Herausforderungen in einer Gesellschaft, die es Minderheiten oft nicht leicht macht. Es gibt in bestimmten Gesellschaftsschichten starke homo- und xenophobe Tendenzen.
Als er noch Jugendpfarrer war, organisierte er mit Gleichgesinnten einen Gottesdienst, der als Blockade gegen die Extremisten aus der Partei „Sociální spravedlnost“ gedacht war. Damals – im Jahr 2011 – gab es heftige Auseinandersetzungen und Angriffe gegen Roma. Die Polizei ging sehr brutal vor. „In dieser Zeit sind in Nordböhmen die Märsche gegen die Roma ausgebrochen und von da an habe ich angefangen, mit den Aktivisten, die schon länger auf der Seite der Roma standen, zusammenzuarbeiten. Wir mussten dem Hass etwas entgegensetzen“, berichtet Pfarrer Vymětal.
Er berichtet weiter, dass ab 2013 sich der schwer fassbare Hass der Gesellschaft gegen die Muslime und danach gegen Flüchtlinge im Allgemeinen gewendet hat. „In Zusammenarbeit mit Roma-Freunden, aber auch Menschen aus der Kirche fingen wir dann an, in verschiedenen Städten Versammlungen für ein friedliches Miteinander zu veranstalten. Viele Muslime haben sich schnell angeschlossen. Diese Versammlungen ermöglichten es ihnen, öffentlich zur eigenen Verteidigung aufzutreten.“
In Tschechien gibt es wenige Flüchtlinge. Sie sind in Sammelunterkünften untergebracht. Andere versuchen sich unauffällig zu integrieren. Ein Teil der Gesellschaft, unterstützt durch manche Politiker, zeigt sich sehr aggressiv in Bezug auf Flüchtlinge. „Ich denke, dass sich Christen darauf konzentrieren sollten, den paar tausend Flüchtlinge zu helfen, die wir versprochen haben aufzunehmen. Zugleich sollten sie sich bemühen, in der Gesellschaft eine freundliche Atmosphäre schaffen, damit das Leben hier überhaupt möglich ist,“ betont er.
Engagiert erzählt Pfarrer Vymětal von seiner Arbeit, seinen Erfahrungen und davon, als evangelische Kirche auf Seiten der Schwachen, der Minderheiten und der Ausgegrenzten zu stehen. Nur so kann gegen Verrohung der Gesellschaft angegangen werden. „Mit unserem Glauben müssen wir zur Humanisierung der Gesellschaft beitragen.“
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