Roseangela Jarjour |
„Wir erleben in unserer Region eine enorme Veränderung der geopolitischen Lage. Radikale und fanatische, muslimische Kräfte sind stärker geworden und bedrohen die christliche Existenz im Nahen Osten. In diesem Kontext erleben wir ein Anwachsen des Ressentiments Christen gegenüber,“ erläutert Roseangela Jarjour, Generalsekretärin des Fellowship of Middle East Evangelical Churches (FMEEC) in ihrem Eröffnungsstatement der 3. Konferenz des FMEEC vom 22.-26. November 2016 in Beirut zur Zukunft christlicher Existenz in der Region. Über 80 Teilnehmer aus den evangelischen Mitgliedskirchen aus den verschiedensten Ländern des Nahen Ostens nehmen teil. „Als evangelische Christen – in einer doppelten Diaspora – haben wir in der Vergangenheit immer wieder versucht, Brücken zu bauen zwischen den Konfessionen und Religionen. Auch waren wir oft eine Brücke zwischen Ost und West. Insofern haben wir viel Erfahrung im Dialog. Das gilt es in Zukunft zu verstärken. Das darf nicht verloren gehen,“ führt Roseangela Jarjour aus. Da es um gegenseitiges Verständnis geht, ist der Schwerpunkt dieser dritten Tagung die Frage, wie man sich wahrnimmt als westliche oder östliche christliche Vertreter, wie viel Verständnis füreinander da ist, welche Bilder man voneinander hat – insbesondere wenn man an die Frage der Stellung der Christen zum Staat und den staatlichen Autoritäten denkt. Welche Staatsform brauchen Christen, damit sie existieren können? Und natürlich geht es um die Frage, welche Zukunft die Christen insgesamt in der Region haben, und ob die Christen vergessen sind vom „Westen“. „Die Hoffnung der Christen für den Osten ist letztlich auch die Hoffnung der Christen im Westen“, sagt Prof. Dr. Paul Haidostian von der armenischen Universität in Beirut. „Wir dürfen uns nicht von Angst leiten lassen oder der Sorge um unsere Sicherheit. Unsere Hoffnung ist der auferstandene Christus, der uns eint!“
Es gibt genügend christliche Vertreter, die dieses leben wollen – trotz der Flucht und Migration vieler Gemeindemitglieder. So hat die arabisch-evangelische Gemeinde in Aleppo von Pfarrer Ibrahim Nseir die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. „Die Hälfte von denen, die geblieben sind, überlegen derzeit ebenso zu gehen – insbesondere wenn Familienmitglieder schon in Europa oder den USA leben,“ sagt Nseir.
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