20% der Menschen im Nahen Ostens waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts Christen. Elf Millionen Christen gibt es im Nahen Osten derzeit noch – unter 320 Millionen Muslimen. Völkermord, Vertreibung und Unterdrückung haben sie aus der Region gedrängt. Hier aber liegt die Wiege des Christentums. Dass es überhaupt noch Christen hier gibt, grenzt an ein Wunder – davon berichtet die Dokumentation „Christen in der arabischen Welt“, die auf ARTE in diesem Jahr erschien.
Geschildert wird die Lage der Christen und anderer von Islamisten verfolgter Minderheiten wie der Jesiden. Die Situation der verschiedenen christlichen Konfessionen im Irak, in Syrien, der Türkei, dem Libanon und Ägypten werden gezeigt. Dabei werden die verschiedenen Stadien eines Ethnozids geschildert – die Vertreibung einer religiösen Minderheit, ihre physische Vernichtung und die Auslöschung ihrer Kultur. Im Irak und in Syrien geht die Verfolgung, Ermordung und VErtreibung von Christen vor allem auf das Konto der Miliz IS. Hört man die Zeugnisse derer, die den Mördern knapp entkommen sind, tritt einem dieses Versagen des Westens und des vermeintlich sich christlich geprägt dünkenden Europas noch einmal schmerzlich vor Augen.
Bischof Diman, der in Ägypten das koptisch-orthodoxe Kloster des Erzengels Michael leitet, sagt ernüchtert: „Ihr im Westen habt eure Glaubwürdigkeit verloren. Erzählt mir nie wieder etwas von Demokratie und Menschenrechten.“ Dabei verweist er auf die Verfolgung der Christen in Nigeria, die Angriffe auf Kopten seit den neunziger Jahren in Ägypten oder den vor laufender Kamera vollzogenen Massenmord an 21 koptischen jungen Männern in Libyen, die von IS-Leuten geköpft wurden.
In Ägypten versuchen sich die koptischen Gemeinden zu behaupten, im Libanon haben die christlichen Maroniten, welche mit 43 Prozent die größte Bevölkerungsgruppe stellen, ihren einst prägenden Einfluss verloren und suchen ihr Heil als Bündnispartner entweder der sunnitischen oder der schiitischen Radikalen. In der Türkei, deren sultanesken Präsidenten Erdogan die EU in der Flüchtlingskrise als Partner zu brauchen glaubt, führen Christen als Bürger nicht einmal mehr zweiter Klasse eine prekäre Randexistenz.
Verschwinden die Christen im Nahen Osten, dann wäre das eine Katastrophe für die ganze Welt – so das Resümee der ARTE-Dokumentation. Dann ginge Vielfalt verloren und es fehlten Vermittler zwischen den verschiedenen Religionen, die die Christen hier immer waren.
Die eindrückliche, bewegende und zugleich bedrückende Dokumentation, ist hier zu finden:
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