Der Lutherische Weltbund berichtet über die Hilfsmassnahmen der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien:
„Anfang des Jahres erhielt eine Gruppe von 70 syrischen Flüchtlingen Asyl in der Tschechischen Republik. Die ursprüngliche Entscheidung der Regierung, das Asyl mit der Begründung abzulehnen, die kranken Kinder und ihre Familien stellten ein Sicherheitsrisiko dar, hatte in der Bevölkerung einen Aufschrei der Empörung hervorgerufen. Zu den Protestaktionen gehörte ein offener Brief der Synode der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB), einer Mitgliedkirche des Lutherischen Weltbundes (LWB).
In unserem Gespräch erklärt der EKBB-Synodalsenior Pfr. Joel Ruml die Gründe der Kirche, sich intensiv um MigrantInnen und Flüchtlinge zu kümmern, und setzt sich für eine Gesellschaft ein, die offener auf Menschen in Not zugeht.
Was hat Ihre Kirche im letzten Dezember veranlasst, einen offenen Brief an den Premierminister und den Innenminister der Tschechischen Republik zu schreiben?
In unserem offenen Brief an die Regierung hat der Synodalrat der EKBB auf die damalige Situation in der Tschechischen Republik reagiert. Die Regierung unseres Landes zeigte sich völlig unberührt von der Situation der Menschen, die unter einem brutalen Regime gelitten haben und immer noch leiden. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass unsere Regierung diesen Menschen umfassend helfen musste und muss, denn wir waren selbst schon einmal in einer ähnlichen Lage. Als wir noch kommunistisch regiert wurden, haben viele Länder (die meisten aus Westeuropa) unseren BürgerInnen geholfen, die frühere Tschechoslowakei zu verlassen, auch wenn diese natürlich nicht so gelitten haben wie jetzt die Menschen im Nahen Osten.
Wie war Ihre Reaktion auf das Asyl für die 70 Syrerinnen und Syrer – was das aus Ihrer Sicht genug?
Wir haben gesagt, na endlich! Wir meinen, dass dies ein erster Schritt war, und erwarten weitere Aktionen, um beständig neue Möglichkeiten für die Unterstützung von Kindern und ihren Familien zu finden. Die Regierung hat jetzt damit angefangen, entsprechende Strukturen für diese Hilfen aufzubauen. Das geht alles nur langsam voran. Wir beobachten diese Entwicklung deshalb ganz genau, und wir ermutigen Menschen, selbst neue Erfahrungen durch die Auseinandersetzung mit Menschen anderer Kulturen und Religionen zu sammeln. Das ist nicht nur für die MigrantInnen und Flüchtlinge wichtig, sondern auch für uns.
Gibt es in der örtlichen Diakoniearbeit der EKBB eine direkte Unterstützung der MigrantInnen und Flüchtlinge?
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gibt es in der Tschechischen Republik nicht so viele MigrantInnen und Flüchtlinge. Aber viele der MigrantInnen, die hier geblieben sind und den Wunsch haben, sich in die tschechische Gesellschaft zu integrieren, werden von den Kirchen und ihren diakonischen Diensten unterstützt. Die örtlichen Gemeinschaften der EKBB helfen Menschen, die aus Weissrussland, Myanmar, Pakistan, der Ukraine und anderen Ländern gekommen sind.
Mit welcher Begründung hilft die EKBB Flüchtlingen und Vertriebenen?
Die Antwort ist ganz einfach. Zunächst gebietet das nicht nur das Evangelium, sondern auch das Alte Testament. Zum Zweiten gibt es historische Erfahrungen in unserem Land – auch unseren BürgerInnen wurde geholfen, und mehr als eine halbe Million Tschechen und Tschechinnen konnten überall auf der Welt in demokratische Länder integriert werden. Wir sollten jetzt zurückgeben, was wir bekommen haben. Die Menschen leiden heute stärker als die tschechische Bevölkerung vor 30 Jahren. Zum Dritten muss unsere Gesellschaft Menschen in Not offener begegnen. Das ist nicht nur theoretisch möglich, denn es gibt diese Möglichkeit auch in praktischen Erfahrungen und in Form des persönlichen Engagements. Und zum Vierten können wir von den vielen Erfahrungen und Methoden in anderen Ländern lernen. Unsere Hilfe sollte deshalb inzwischen effektiver sein.
Das Diakoniebüro der EKBB hat die humanitären Aktionen des LWB für syrische Flüchtlinge in Jordanien mit finanzieller Hilfe des tschechischen Aussenministeriums unterstützt. Ein Brief aus dem Jahre 2013, in dem der LWB die Partnerschaft der Kirche anerkennt, beschreibt diese Unterstützung als „schönen Beweis internationaler Solidarität, die die Arbeit des LWB-Weltdienstes von Anfang an charakterisiert hat.“
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