Die Mädchen aus Caranavi |
Maria ist 8 Jahre alt. Sie hat zwei Schwestern. Eine ist 16 Jahre alt, die andere 11. Die Mutter kam vor drei Jahre bei einem Verkehrsunfall ums Leben. So musste der Vater schauen, wie es mit den drei Schwestern weiter gehen konnte. Er selbst arbeitet in einer „Kolonie“ in der Landwirtschaft, weit entfernt von der Stadt Caranavi. Dort reicht die Schule nur bis zur 5. Klasse. Danach müssen die Kinder entweder auf dem Feld arbeiten oder bei der Kokaernte helfen. Der Vater wollte aber, dass die Schwestern weiter zur Schule gingen. So mietete er ein Zimmer in Caranavi und meldete die Schwestern bei einer Schule der Stadt an. Die älteste Schwester bekam den Auftrag, auf die beiden anderen aufzupassen. Damit war sie überfordert. Abends ging sie gerne aus der Wohnung und streifte durch die Stadt. Die beiden kleinen Schwestern wurden eingeschlossen. Irgendwie hörte der Vater dann glücklicherweise von dem „Centro Verena Wells“ der lutherischen Kirche in Caranavi. Das ist ein Internat für solche Mädchen, die in der „Kolonie“ keine Chance auf eine weitere Schulausbildung haben. Hier können sie wohnen und werden zusätzlich von der Leiterin, die wie eine „Mama“ zu ihnen ist und zwei deutschen Freiwilligen betreut. Es gibt Hausaufgabenhilfe, Nachhilfeunterricht, handwerkliche Workshops und Sport. Der Tag ist gut strukturiert. Durch die gute und intensive Begleitung gehören die Mädchen des Centros inzwischen zu den leistungsstärksten Schülerinnen in ihren Schulen. Hier kann man sehen, was man mit einer guten Förderung erreichen kann.
Als Maria ins Zentrum kam, war sie sehr eingeschüchtert und redete kaum. Folgen dessen, was sie alles hat durchmachen müssen. Im Centro musste sie für die Schule viel aufholen. Das ist einigermaßen gelungen. Zudem spricht sie langsam wieder.
Im Centro wird darauf geachtet, dass Mädchen wie Maria eine Chance bekommen. Deshalb achtet die Kirche darauf, die Mädchen aufzunehmen, die aus besonders prekären Verhältnissen kommen. 20 Mädchen leben in dem Centro zusammen. Und alle betonen, wie dankbar sie sind, in dem Internat wohnen zu können. Solche Häuser müsste es in Bolivien noch viel mehr geben.
Mit Hilfe der Pfälzer Landeskirche und des GAW ist es gelungen hier ein segensstiftendes Projekt zu realisieren.
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