In der Deutschen Welle wurde Mitte des Jahres über ein existentielle Problem berichtet, das sich scheinbar verschärft: In São Paulo und in der Umgebung wird das Wasser knapp. Monatelang hat es nicht richtig geregnet. Die Wasservorräte in den Stauseen, die für die Wasserversorgung angelegt wurden, neigen sich dem Ende. Nur noch ca. 10 Prozent ihres Gesamtvolumens sind mit Wasser gefüllt. Noch nie stand der Wasserspiegel so tief.
Schlechte Trinkwasserversorgung war lange Zeit ein Problem der Elendsviertel in Brasiliens Großstädten. Das ändert sich jetzt. Alle sind betroffen. Um einen Ausgleich zwischen Regen- und Trockenzeit zu schaffen und der steigenden Wassernachfrage der boomenden Metropole São Paulo gerecht zu werden, wurden vor 40 Jahren die Stausseen gebaut. Ernsthafte Engpässe gab es bisher nie. Es gibt inzwischen immer mal wieder Wasserausfälle, z.B. in Schulen und Krankenhäusern. Schuld sei die anhaltende Dürre, verteidigen sich die Verantwortlichen. Tatsächlich fiel gleich in mehreren Monaten nur ein Drittel der erwarteten Regenmenge. Im Vergleich zu den vorherigen Jahren regnete es zwischen Januar und Juli 2014 etwa 40 Prozent weniger. Stadtverwaltungen und Landesregierung ermahnen die Bewohner seit Monaten zum maßvollen Umgang mit der Ressource.
Weniger als zehn Prozent des Trinkwassers werden direkt in den Privathaushalten verbraucht. Der mit Abstand größte Konsument ist die Landwirtschaf. Sie verschlingt 70 Prozent des verbrauchten Wassers. Moderne Bewässerungssysteme auf den Feldern könnten den Wasserverbrauch womöglich viel stärker senken.
Dabei wäre das vielleicht gar nicht nötig. Die Stauseen könnten trotz geringer Niederschläge voller als zur Zeit sein. Unmengen an aufbereitetem Wasser gehen verloren, bevor sie überhaupt durch Brasiliens Wasserhähne fließen. Im Landesdurchschnitt sind es mehr als 35 Prozent, die unter anderem durch lecke Leitungen versickern oder auf dem Transportweg verdunsten.
Probleme auf Verwaltungsebene und fehlende Investitionen tragen neben Klimafaktoren zur aktuellen Situation bei. Die Regierung von São Paulo hat einen Notfallplan ausgetüftelt, um einen Totalzusammenbruch der Wasserversorgung vorerst zu umgehen: Derzeit wird Wasser aus tieferen Schichten der Reservoire gepumpt. Mit dem zusätzlich geförderten Wasservolumen sei man bis November versorgt – so heißt es. Sollte sich der Wasserstand des Stausees bis dahin nicht regeneriert haben, könnten weitere Wasserreserven mobilisiert werden, die bis März 2015 reichen würden. Was danach passiert, ist ungewiss.
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