Bedrückend ist es an der Mauer des Parkes der Erinnerung am
Flussufer des Rio de la Plata vorbeizugehen und all die Namen derer zu lesen,
die durch den organisierten Staatsterrorismus der argentinischen
Militärdiktatur ums Leben kamen. Während der Diktatur von 1976-83 sind nach
offiziellen Angaben mehr als 11 000 Regierungsgegner getötet worden oder
spurlos verschwunden. Menschenrechtler gehen von mindestens 30 000 Opfern aus.
Eines der Opfer ist die Tochter des deutschen Theologen Ernst Käsemann,
Elisabeth Käsemann. Sie arbeitete als Sozialarbeiterin und setzte sich für
politisch Verfolgte ein. Im Jahre 1977 wurde sie entführt, gefoltert und wenige
Wochen später getötet. Ihr Name steht ebenfalls in der langen Reihe der
namentlich Bekannten. Ihr Vater warf der deutschen Bundesregierung später immer
wieder vor, sich nicht ausreichend für seine Tochter eingesetzt zu haben. Aus der
IERP haben sich etliche Pastoren in dieser brisanten Zeit für Verfolgte
eingesetzt. „Die Erfahrung mit der Flüchtlingsarbeit sowie das
Verschwinden von Freunden, Bekannten und Gemeindemitgliedern veranlassen
einzelne Pfarrer, in der Menschenrechtsarbeit aktiv zu werden,“ schreibt
Claudia Häfner in ihrer Promotionsarbeit zur „Heimischwerdung am La
Plata“ (2008). Die Kirchenleitung hatte schließlich 1978 beschlossen, sich
der „Ökumenischen Bewegung für Menschenrechte“ (MEDH) offiziell
anzuschließen. „Allerdings ist ihre Beteiligung in den eigenen Reihen
höchst umstritten,“ schreibt Häfner. Offen erhob Kirchenpräsident
Lienenkämper seine Stimme, insbesondere während der Fußballweltmeisterschaft
übte er offen Kritik. Die Kirche insgesamt war jedoch zurückhaltend mit Kritik
am politischen System.
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