„Bessarabien“ – heute Moldawien liegt am Schwarzen Meer und gehörte im Lauf der Geschichte zu Rußland, Rumänien, der Sowjetunion und jetzt zur Ukraine und Moldawien. Über 125 Jahre lebten die sog. „Bessarabien“-Deutschen in dieser Region. Ende des 18. Jahrhundert lud Zar Alexander I. deutsche Siedler ein, sich in den brachliegenden Ländereien von Bessarabien anzusiedeln. Er gewährte Religionsfreiheit, Selbstverwaltung und Befreiung vom Militärdienst. In ihrer Geschichte waren die Bessarabiendeutschen eine nahezu rein bäuerlichen Bevölkerung. Sie stellten mit drei Prozent Bevölkerungsanteil eine Minderheit dar.1940 wurde der Hitler-Stalin-Pakt geschlossen. Bessarabien kam zur Sowjetunion. Die Deutschen mussten gehen, da sonst die Verschleppung nach Sibirien drohte. Nahezu alle 93.000 Menschen deutscher Abstammung gingen. Ganz wenige blieben übrig. Deshalb kam auch das Leben der ehemals lutherischen Kirche zum Erliegen.
„In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts zogen russlanddeutsche evangelisch-lutherische Familien aus anderen Sowjetrepubliken in die Moldauische Republik. Zu einer offiziellen Gemeindegründung kam es aber nicht. Man versammelte sich in Privathäusern zu Gottesdiensten, die von Laien gehalten wurden. Die meisten dieser Russlanddeutschen und auch die wenigen noch im Land verbliebenen Bessarabiendeutschen siedelten in den 80er Jahren nach Deutschland um. Eine letzte große Auswanderungswelle kam nach dem Ende der Sowjetunion Anfang der 90er Jahre. Eine kleine Gruppe von Deutschen und Deutschstämmigen blieb im Land. Manche besannen sich ihrer evangelischen Wurzeln. So kam es im Februar 2000 zur Gründung der evangelisch-lutherischen Gemeinde Hl. Nikolae (Nikolaus) in Chişinău, die im April 2003 amtlich anerkannt wurde.“ (Schlessmann)
Der Martin Luther Bund berichtet auf seiner Homepage über die gegenwärtige Lage:
„Pfarrer Valentin Drâgan betreut die Gemeinden in Chisinâu/Kischinau und Bâlti/Belz sowie in Bendery/Bender ehrenamtlich, da die kleinen Gemeinden die Anstellung eines Pfarrers finanziell nicht tragen können. An jedem Wochenende besucht er die Gemeinden, hält Gottesdienste und Bibelstunden. Etwa 500 km fährt er auf schlechten Straßen. Geistliche, geistige und soziale Not ist in diesem Vielvölkerstaat überall zu spüren und zu sehen…“
Mit Hilfe des GAW wurde schon einmal eine Kinderfreizeit durchgeführt. Die Arbeit der luthersichen Gemeinden unter Leitung von Pfarrer Dragan ist wenig bekannt. Formell ist man weder mit dem Lutherischen Weltbund noch mit anderen Organisationen verbunden. Ziel ist es, dass man als Kirche anerkannt und nicht in Gefahr gerät, als Sekte angesehen zu werden. Dafür wäre ein nach aussen hin sichtbarer Kirchbau wünschenswert.
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