Lutherische Gemeinden in Brasilien arbeiten solidarisch mit Katatstrophenhilfeorganisationen zusammen, um den von der schlimmsten Umweltkatastrophe des Landes seit Jahrzehnten betroffenen Millionen Menschen zu helfen. “Alles ist sehr, sehr traurig, doch nach so viel Tod müssen wir nun wieder anfangen, an das Leben zu denken und dafür zu arbeiten”, sagte Pfarrer Guilherme Lieven, Synodalpastor der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB). Lieven verdeutlicht diese Solidarität anhand des Einsatzes der Präsidentin einer örtlichen lutherischen Gemeinde, die 18 Menschen Unterkunft in einem Raum bietet, den sie sich normalerweise nur mit ihrer Mutter teilt. Ein anderer freiwilliger Helfer, Pfarrer Adelcio Kronbauer, verteilt mit einem Armeelastwagen Nahrungsmittel in den am schlimmsten betroffenen Gebieten. “Wenn der Lastwagen an manchen Stellen ankommt, ist die Atmosphäre gespannt, jeder ist still. Man weiss nie, wie viele Menschen dort vielleicht verhungern… vielleicht hunderte… und möglicherweise haben wir nicht genug Nahrung für alle.” Schwere Regenfälle im Südosten haben im Januar in vielen Städten für Überschwemmungen und Schlammlawinen gesorgt, besonders im Bundesstaat Rio de Janeiro ind der Region Serrana. Es sind Millionen Menschen betroffen. Mehr als 750 Menschen verloren ihr Leben, hauptsächlich in Rio de Janeiro, Teresopolis, Sumidouro und Nova Friburgo, den am schlimmsten betroffenen Städten. Die Behörden fürchten, dass die Zahl der Todesopfer noch weiter steigen könnte, wenn die Katastrophenhelfer die noch unter zusammengebrochenen Häusern und Gebäuden verschütteten Opfer bergen. Die IECLB-Gemeinden haben zwei Solidaritätausschüsse in verschiedenen Städten eingerichtet und arbeiten mit der Regierung und anderen Organisationen zusammen, um der betroffenen Bevölkerung zu helfen. “Zuerst einmal müssen wir die Bedürfnisse der Menschen erkennen, die Lage analysieren und danach einen Aktionsplan ausarbeiten. Auf diese Weise wollen wir die dringendsten Bedürfnisse derjenigen erfüllen, die ohne Hilfe dastehen, und eine Verschwendung von Ressourcen und Wiederholungen bei der Hilfe vermeiden”, erklärte Lieven. “Gleichzeitig müssen wir auch mittel- und langfristig denken, wenn die Region nicht mehr die Aufmerksamkeit der Medien hat”, merkte er an. Lieven und seine Helfer haben festgestellt, dass zwar gebügend Kleidung gespendet wurde, es aber an Windeln und sauberer Unterwäsche fehlt. Sie bitten um Geldspenden, so dass die Verantwortlichen die wichtigsten Dinge entsprechend ihren Bedürfnissen vor Ort kaufen können. “Wir wollen organisiert arbeiten, so dass wir wissen können, was getan werden muss”, sagte Kronbauer. “Sobald wir ein klares Bild von den hauptsächlichen Bedürfnissen haben, können wir es unseren Partnern mitteilen.”
Die ACT-Allianz, die in Genf beheimatete kirchliche Nothilfe- und Entwicklungsorganisation, zu der auch der Lutherische Weltbund (LWB) gehört, hat eine internationale Alarmmeldung über die Situation in den Überschwemmungsgebieten herausgegeben. Ihre Mitglieder in Brasilien inklusive der Lutherischen Diakoniestiftung (FLD) der IECLB, Koinonia, Ökumenische Koordinationsdienste, Diakonie und Christliche Hilfe arbeiten zusammen, um der betroffenen Bevölkerung zu helfen. Kirchengemeinschaften in den Städten haben bereits die Notfallhilfe eingesetzt und Solidarität mit den Opfern gezeigt.
LWB-General-Sekretär Pfarrer Martin Junge steht im Dialog mit der Kirchenleitung der IECLB und hat die Solidarität und Gebete des LWB für die brasilianische Bevölkerung, Kirchen und Behörden in dieser schwierigen Zeit ausgedrückt. “Wir sehen, wie sich Diakonie auf wunderbare Weise ausdrückt, wenn Menschen ihre Nachbarn aufnehmen, Kirchgemeinden Resourcen mobilisieren und verteilen und mit der Regierung und anderen Netzwerken zusammenarbeiten”, sagte er. “Es ist mir eine besondere Freude zu sehen, wie weltweite und örtliche Hilfsangebote zu unserer internationalen Zusammenarbeit in der ACT-Allianz in Verbindung stehen”, fügte Junge hinzu.
Die IECLB hat 717 000 Mitglieder und ist seit 1952 Mitglied im LWB. Ihr diakonischer Arm, die FLD, arbeitet in Randgemeinden, um Gleichberechtigung zu fördern, Rassismus zu bekämpfen und Gewalt zu überwinden. – Von Susanne Buchweitz und Marcelo Schneider, Luther. Weltbund
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